Dienstag, 4. Dezember 2018

Zwei kleine Hoppser

Es gibt keine direkten Flüge von Kaua’i nach Hilo. Es gibt zwei Optionen, Umsteigen in Honolulu oder Umsteigen auf Maui. Da es wesentlich mehr Flüge von Lihue nach Honolulu gibt, wählte ich diesen Weg. Fliegen zwischen den Inseln, das ist beinahe wie Busfahren. Die Flugzeuge sind meist auf die Minuten pünktlich. Landen, Passagiere ausladen, kurz durch die Reihen gehen und Aufräumen, Passagiere boarden und weiter gehts.

Ich gab in Lihue meinen Mietwagen ab. Mit dem Hertz-Bus ging‘s in drei Minuten zu Terminal. Noch rasch die Strasse überquert und dreissig Meter nach links und schon ist man beim Checkin. Dieses ist in Lihue gegen die Zufahrtsstrasse offen. Der Reisende betritt also keine Halle, sondern läuft einfach von der Strasse in wenigen Schritten zum überdeckten Schalter. Ich war schnell eingecheckt. Meine beiden Koffer erhielten einen Prio-Tag. Die Koffer werden nicht am Checkin auf das Fliessband gelegt. Vielmehr gibt der Reisende einige Meter neben dem Checkin die Koffer selber beim Fliessband ab. Von dort führt der Weg, dreissig Meter dem Gebäude entlang zur Sicherheitskontrolle erst nach dem passieren der Kontrolle ist man im Flughafengebäude. Die Haupthalle des Flughafen Lihue hinterlässt einen etwas düstern Eindruck. Höhepunkt war zweifellos der uniformierte Security Supervisor. Er sass hinter der Sicherheitskontrolle an einem erhöhten Pult. Auf dem Kopf war keine Unifommütze, sondern eine dreizipflige rote St. Nikolaus-Mütze. Es ist Weihnachtszeit, auch auf Hawaii. Allerdings habe ich immer noch Mühe mit einigen der Weihnachtslieder die aus den Lautsprechern ertönen. Jingle Bells passt nun mal einfach nicht in die Tropen und Stille Nacht irgendwie auch nicht. Auf der beiden Seiten der Haupthalle führt ein langer Gang zu jeweils vier Gates. Diese acht Flugsteige reichen aus, um den Flugverkehr ab Lihue zu bewältigen. Eine weitere Besonderheit der Flughäfen auf Hawaii ist, dass sie nicht oder nur teilweise klimatisiert sind. Die Gänge zu den Gates sind auf der Seite des Vorfelds mit Fenstern versehen. Gegen die andere Seite sind sie offen. So strömt frische Luft durch die Gänge.
Die Boeing 717 der Hawaiian landete pünktlich auf die Minute und rollte zum Gate. Die Passagiere verliessen die Maschine. Kurz darauf begann das Boarding. Ich hatte mir Platz A1 auf der linken Seite am Fenster ausgesucht. So würde ich beim Anflug auf Honolulu Oahu an mir vorbeiziehen sehen. Ich war rasch an meinem Platz, dann sah ich interessiert der Karawane der Eco-Passagiere zu, die durch den Gang nach hinten strömten. Hawaiian hat eine grosszügige Handgepäcksregel. Pro Passagier sind zwei Stück frei. In der Eco muss dafür für jedes eingecheckte Gepäckstück bezahlt werden. Folglich werden Unmengen an Handgepäck an Bord gebracht. Die Reisenden verhalten sich unterschiedlich. Da sind die erfahrenen Flieger. Sie ziehen Rucksäcke bereits vor dem Betreten des Flugzeugs aus. Sie halten diese und weitere Gepäckstücke so in der Hand, dass sie diese sofort verstauen können, wenn sie ihre Sitzreihe erreicht haben. Dann gibt es die mühsamen, ignoranten Passagiere. Sobald sie ihre Sitzreihe erreicht haben, bleiben sie im Gang stehen. Umständlich werden Rucksack und - soweit vorhanden - die Jacke ausgezogen. Danach wird das Gepäck langsam und akribisch genau verstaut. Nach einem nochmaligen Umsehen geruhen sich die Herrschaften dann langsam Platz zu nehmen. Es sind übrigens meist angehörige dieser Kategorie, die dazu neigen, etwas breite Rollkoffer mit aller Kraft durch den Gang zu reissen und die Knie der bereits sitzenden Mitreisenden damit zu traktieren. Schliesslich sind da noch die unerfahrenen nervösen Reisenden. 
Sie vergewissern sich in jeder dritten Reihe, das die Sitze A und B immer noch in Laufrichtung links und D, E und F in Laufrichtung links sind. Als ob je eine Fluggesellschaft in einer Reihe A und B links und in der nächsten Reihe rechts platziert hätte. Einmal bei ihrer Reihe angelangt werden die unerfahrenen Fluggäste nervös. Sie möchten das Gepäck so schnell wie möglich verstauen, aber verheddern sich dabei regelmässig in den Armschlaufen ihrer Rucksäcke. Irgendwie klappte es auch in Lihue, alle Passagiere gerade so noch pünktlich an Bord zu bringen.
Zwei Träger in Pearl Harbor 
Hinter dem letzten Passagier drängte auch schon der Gate Agent in die Maschine. Zwei Minuten später war die Türe geschlossen, der Jetway entfernt und die 717 wurde zurückgestossen. Mit einem relativ hohen Tempo rollten wir zur Piste. Der Pilot beschleunige die beiden Triebwerke bereits auf volle Leistung während er noch auf die Startbahn einbog. Wir starteten auf der 35 also praktisch nach Norden. Nach etwa zwei Minuten Flugzeit drehte die Maschine nach Südwesten in Richtung Oahu. Nach dem raschen Service taucht linker Hand schon die Küste der Oahu‘s auf und der Pilot begann mit dem Sinkflug. Wir folgen der Küste entlang. Kurz vor der Landung verlief unsere Flugbahn leicht südlich von Pearl Harbor. Zwei Flugzeugträger lagen vor Anker. Nach 21 Minuten und 3 Sekunden Flugzeit setzten wir auf der Piste 8L auf. Nach einem kurzen Rollweg waren wir am Gate. 


Nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge ging ich los zum Gate B4 wo die 717 für den Flug nach Hilo bereit stand. Das Boarding verzögerte sich etwas, da nicht weniger als fünf Personen auf Rollstühlen in die Maschine gebracht wurden. Das Boarding war pünktlich abgeschlossen. Wir wurden zurück gestossen. Dann geschah gerade einmal gar nichts. Eine Viertelstunde lang blieb die Maschine auf dem Vorfeld stehen. An einem Flughafen mit grossem Verkehrsaufkommen, kann es halt machmal eine Weise dauern. Danach rollten wir den weiten Weg auf die Piste 8R. Diese wurde vor dem Flughafen ins Meer gebaut. Um zu ihr zu gelangen muss zuerst die Piste 8L gekreuzt werden. Danach fährt man einem Golfplatz entlang. Was soll denn bitte sonst zwischen zwei Pisten gebaut werden? Schliesslich geht es über einen breiten Damm zur Piste. Leicht verspätet konnte auch unser Flug abheben. Ich sass auf 1F. Von der rechten Seite ist beim Landeanflug auf Hilo die Küste Hawai‘i‘s sichtbar. Kaum hatten die Räder der 717 die Piste verlassen begannen wir noch im Steigflug eine Rechtskurve. Schon bald einmal tauchten unterhalb des Fliegers die westlichen Strände Molokai‘s auf. Während dem flinken Service inklusive Refill passierten wir östlich von Lanai und Kao‘olawe und überflogen die Südwestecke Maui‘s. Schon tauchte vor uns der Norden Hawai‘i‘s auf. Es ist interessant, diesen Teil der Insel aus der Luft zu betrachten. Die Wasserscheide ist deutlich erkennbar. Östlich davon erscheint das Land in saftig grünen Farben. Westlich davon ist alles gelb und trocken. Die Westflanke des Kohala-Vulkans ist, wie meist, in Wolken gehüllte. Der Kohala ist der älteste Vulkan Hawai‘i‘s. Er ist nur zu einem Teil erhalten. Bei einem katastrophalen Erdrutsch vor etwa 275‘000 Jahren verschwand beinahe die Nordost-Flanke des Vulkans in den Fluten des Pazifik. In der Ferne tauchten der Mauna Kea und die scheinbar unendlich lange Flanke des Mauna Loa auf. Der Flug verlief der Ostküste der Insel entlang. Immer in einem gebührlichen Abstand zum Festland, so dass das Flugzeug ausserhalb der Wolken bleibt, die sich an der Flanke des Mauna Kea bilden. Schliesslich näherten wir uns Hilo. Der Landeanflug verlief parallel zur Küste. Das Flugzeug kam dieser sehr nahe. Die Autos auf dem Highway 19 waren klar zu erkennen. In niederer Höhe folgte die Maschine der Promenade von Hilo und drehte dabei langsam von Süd nach Ost. Kaum lag die Promenade hinter uns setzten wir auf der Piste 8 des Flughafens von Hilo auf. Die Flugzeit betrug 35 Minuten und 45 Sekunden. Der Flughafen von Hilo ist für seinen
Die 717 am Gate in Hilo
bescheidenen Flugbetrieb etwas gross geraten. Grund ist, dass er in den 1960er und 1970er Jahren wesentlich besser frequentiert war als heute. Damals landeten hier regelmässig die 747 und die DC10. Bereits in den 1980er Jahren war damit fertig. Mein Flug war schnell am Gate. Doch der Weg zu Gepäckausgabe war, aus den oben beschriebenen Gründen, lang. Die Gepäckausgabe weist eine Besonderheit auf. Wenn man von den Gates in Richtung Gepäckausgabe kommt, hat man den Flughafen eigentlich bereits verlassen. Zur Gepäckausgabe geht es nach der letzten Treppe links. Das Gepäck kam schnell, meine Koffer liessen sich allerdings, trotz Priority Tag reichlich Zeit. Schliesslich trudelten auch die ein. Danach lief ich dem Flughafengebäude entlang, immer unter einer Überdachung zu den Mietwagenfirmen. Hier gibts keinen Shuttle. Der Verleih ist gleich vis-a-vis des Haupteingangs des Flughafens. Die Wagen stehen wenige Meter hinter den Boxen der Firmen.

Sonntag, 2. Dezember 2018

Spartanisch und luxuriös

Der Titel dieses Blogs könnte auch lauten „Vom Koke‘e State Park an die Südküste“. Aber irgendwie gefällt mir der von mir gewählte Titel besser. Er bezieht sich primär auf die Unterkunft.

Hütte im Koke’e State Park 
Der Koke‘e State Park liegt oberhalb des Waimea Canyon auf eine Höhe von über 1000 Meter. Er nimmt den grössten Teil dessen ein, was vermutlich einmal die Caldera des Vulkans von Kaua’i war. Innerhalb des Parks liegen etwa zwölf Hütten. Diese können gemietet werden. Voraussetzung ist, dass einer der Mieter mindestens 25 Jahre alt ist und die ganze Zeit dort liegt. Ich vermute, dass die Hütten in der Vergangenheit von Jugendlichen für ausgiebige Feste genutzt wurden. Aufgrund ihrer Lage sind sie dafür durchaus geeignet. Die Hütten verfügen über ein oder zwei kleine Schlafzimmer, eine Kochecke, einen Wohn- und Essbereich und über eine kleine Toilette mit
Wohnbereich mit Holzofen
einer sehr engen Duschkabine. Es gibt zwar elektrischen Strom, einen Kühlschrank und auch fliessend Wasser, aber keine Heizung. Die braucht es aber, den gerade im Winter sinken die Temperaturen über Nacht oft deutlich unter zehn Grad. Es gibt in jeder Hütte einen Holzofen, den der Gast selber beheizen muss. Holz kann am Check-in gekauft werden. Dieses befindet sich in Waimea, unten am Pazifk, etwa 30 Kilometer entfernt. Es gibt kein Internet, kein Fernsehen und kein Telefon. Mit dem Mobiltelefon hat man ebenfalls keinen Empfang. Es gibt ein Restaurant in der Nähe aber das schliesst um 16 Uhr. Ebenso das daneben liegende Museum. Danach ist die einzige Verbindung mit der Aussenwelt ein Münztelefon. Naja, es ist natürlich auch in der Nacht möglich, ins Auto zu sitzen und loszufahren. Die Einrichtung der Hütten ist alt, ersetzt wird wohl nur, was wirklich kaputt ist. Kurzum das Ganze ist entweder ein Riesenspass oder ein totale Zumutung, je nachdem mit welchen Erwartungen der Gast anreist. Ich war nun schon zum dritten Mal dort. Wandern am Tag, ein einfaches Abendessen kochen und vor dem Ofen sitzen und Lesen, für mich Entspannung pur. 

Oberhalb der Na Pali Coast
Der Park ist klimatisch interessant. Obschon er nicht gross ist, gibt es beträchtliche Unterschiede in der Niederschlagsmenge. Im Nordosten, nahe am Hauptkamm der Insel werden regelmässig Niederschlagswerte gemessen, die zu den höchsten der Welt gehören. 10 bis 15 Kilometer weiter, im Südwesten des Parks oberhalb der Na Pali Küste fällt weniger Niederschlag als in Bern. Das wirkt sich dann auch auf die Vegetation aus. Von einem Hochlandsumpf mit einer relativ niedrigen Vegetationsdecke, in der oft nur Zwergvarianten gedeihen über einen üppigen dunkelgrünen Dschungel bis hin zu einem eher lichten Wald findet sich alles.

Die Wanderungen im Park sind recht anstrengend. Die hat verschiedene Gründe. Da ist einmal der meist feucht und wie schon mehrfach beschrieben deshalb ziemlich rutschige Boden. Es gibt auch steile Wegstücke, Treppen oder Stufen, wie ich sie aus der Schweiz kenne, gibt es oft nicht.
Auf dem Nu‘alolo Trail kurz vor dem Endpunkt
Schliesslich ist die Wegführung oft nicht wirklich klar, eindeutige Markierungen fehlen und die Wegspur zerläuft irgendwo im Unterholz. Oft ist es auch eine Kombination von allem.
Dieses Jahr war es im Park wärmer und etwas trockener als in den beiden vorangegangenen Jahren. Am ersten Tag wanderte ich auf dem Nu‘alolo Trail. Dieser verläuft vom Zentrum des Parks hinaus auf eine Klippe im Westen, hoch über der Na Pali Küste. Zuerst durch einen dichten Wald führend, fällt der Pfad nach einem kurzen Anstieg bald recht steil ab. Nach etwa drei Kilometer wird der Wald lichter, der Boden trockener. Schliesslich erreicht der Wanderer einen recht kahlen mit Gras und kleine Bäumen bewachsenen unterschiedlich breiten Grat. Auf einer Seite fällt das Gelände am Wegrand nun mehrere hundert Meter steil ab. Nach etwa sechs
Irgendwo im Koke‘e State Park
Kilometer Wanderung ist der Weg zu Ende. Die Aussicht auf die tiefen V-Täler der Na Pali Küste ist schwindelerregend. Es wäre noch möglich weiter zu gehen. Aber die Klippen sind brüchig, das Gestein ist morsch. Es wird davon abgeraten, sich weiter nach vorn zu wagen. Also lasse ich es sein. Ich mache mich auf den Rückweg. Kaum bin ich bei der Hütte, setzt kräftiger Regen ein. Das ist nicht unüblich im Park. Meist regnet es dann am frühen Nachmittag eine Stunde und am Abend ist es wieder trocken.
Am zweiten Tag wanderte ich durch kleine und grössere Pfade im Zentrum des Parks an den Beginn des Waimea Canyon. Dort genoss ich eine gute Stunde im Gras liegend die warme Sonne und den Internet Empfang, den es hier am Rande des Canyon gibt. Auf dem Rückweg traf ich auf drei Amerikaner aus Arizona, die sich verirrt hatten. Wir gingen zusammen zurück zur Piste an der sie ihren Wagen hatten stehen lassen.

Am dritten Tag wollte ich den Alaka‘i Sumpfpfad machen. Diese Wanderung beginnt im
Im Park am Ausgangspunkt des Sumpfpfads
Parkinnern. Zuerst muss man rund sechs Kilometer über einen Naturstrasse wandern, dann geht es über einen Rücken in den eigentlich Sumpf. Dort verläuft der Pfad über weite Strecken auf Planken. Die einzige Ausnahme ist win Bachtal, hier geht es rund 100 Meter steil hinunter und wieder 100 Meter steil hinauf, alles durch dichten grünen Dschungel. Der Bach muss durchwatet werden. Wenn er viel Wasser führt wird das zum Problem, den nur kurz hinter der Watstelle fällt er steil ab. Hier musste ich letztes Jahr umkehren. Nun, auch dieses Jahr erwies sich der Bach als Problem. Ich wusste, dass um 13 Uhr in diesem Teil des Parks heftige Niederschläge niedergehen würden. Der Bach konnte als rasch anschwellen. Ich
Plankenweg im vorderen, tieferen Teil des Sumpfs
setzte mir eine Frist bis 09:30, dann musste ich bem Bach unten sein. So war sicher gestellt, dass es mir zum Ende des Pfads, mit der Aussicht hinunter auf Hanalei, und zurück reichen würde, bevor der heftige Regen einsetzte. Dies inklusive einer Sicherheitsmarge von einer guten Stunde für Fotos, eine Pause am Endpunkt und Unvorhergesehenes. Tja, um 09:20 war ich am Anfang des Abstiegs zum Bach und kehrte folglich um. Gegen 14 Uhr, ich war schon lange wieder in der Hütte setzte dann ein heftiger Niederschlag ein. Dieser liess zwischendurch zwar etwas nach, aber meist prasselten die schweren Regentropfen einem Trommelfeuer gleich auf das Wellblechdach meiner Hütte. Als ich diese am nächsten Vormittag in Richtung Waimea und Südküste verliess, goss es nach wie vor wie aus Kübeln. Um beim Einladen des Gepäcks auf den wenigen Metern zwischen Hütte und Auto nicht klitschnass zu werde, brauchte es schon die volle Regenmontur. Es hatte, wie sich herausstellen sollte nicht nur im Park heftig geregnet, sondern überall auf der Insel. 

Die letzten drei Tage auf Kaua’i liess ich eher gemütlich angehen. Am frühen Freitagnachmittag 
Marjorie‘s Kaua’i Inn
schlenderte ich der Südküste bei Poipu entlang, bevor ich meine nächste Unterkunft bezog, das Marjorie‘s Kaua’i Inn. Dies ein B&B etwa fünf Kilometer von der Südküste entfernt. Es liegt hoch  über einem kleinen Tal. Es hat drei grosse Zimmer. Alle mit einer kleinen Küche und einer grossen Terrasse. Es steht oben am Abhang. Die Aussicht auf das grüne Tal und die daniederliegenden Hügel ist grossartig. Als ich eintraf fand ich im Kühlschrank einen kleinen Willkommensimbiss vor. Ich verbrachte den Rest des Abends auf meiner grosszügigen Terrasse. 
Das Frühstück wird einen Stock höher, ebenfalls auf einer überdeckten Terrasse eingenommen. Das Buffet ist vielseitig, zumal es ja nur drei Zimmer gibt. Da nur eines der beiden anderen Zimmer besetzt war und diese beiden Gäste früh zu einer Wanderung aufgebrochen waren, hatte ich das Frühstücksbuffet für mich alleine. Es gab selbst gebackenes Brot, selbstgebackenen Kuchen, Früchte, Schinken, Käse und, und, und.... Zudem konnte ich zwischen Eiern mit Speck und Frenchtoast auswählen. Einfach perfekt.

Nach dem ausgiebigen Frühstück stand am Samstag eine leichte Wanderung an der Südküste auf dem Programm. Der Maha‘ulepu Trail verläuft von Poipu in Richtung Westen. Er führt über
Die Maha‘ulepu Küste
Dünen, den Klippen und einem Golfplatz entlang zu einer Kalksteinhöhle und einigen wunderschönen kleinen Stränden. Es gibt gleich mehrere Höhepunkte. Beginnen wir mit dem kuriosesten. An einer Stelle führt der Weg an einem Golfplatz entlang. Auf der einen Seite sind die steil abfallenden instabilen Klippen, auf der anderen Seite ist der Golfplatz. Es gibt alle paar Meter Warnschilder „Achtung, steile Klippen“ und „Achtung, Gefahr durch Golfbälle“. Der Wanderer hat also quasi die Wahl zwischen Scylla und Charybdis. Upps, ich habe die Zielgruppe des Blogs vergessen. Homer und die Odyssee sind wohl den wenigsten bekannt. Um es einfach zu machen: Ich entschied mich, eher golfplatzseitig zu gehen. Der Treffer
Traumstrand
durch einen Golfball ist eher zu überleben als der Fall von einer 30 Meter hohen Klippe. Die wirklichen Höhepunkte der Wanderung sind natürlich andere. Da ist einmal ein alter hawaiianischer Tempel. Dieser wurde wohl bisher nicht weiter wissenschaftlich untersucht, er ist teilweise überwachsen. Eine weiterer Höhepunkt sind versteinerte Sanddünen. Diese wurden während der letzten Eiszeiten gebildet. Damals war der Meeresspiegel gegen 100 Meter tiefer. Die damaligen Dünen wurden von Erde und Pflanzen überlagert und zusammengepresst. Dies führte dazu, dass sie zusammengepresst wurden. Die versteinerten Dünen sind übrigens die einzige nennenswerte Gesteinsformation auf Kaua’i, die nicht vulkanischen Ursprungs ist. Die Dünen bestanden aus Sand der wiederum aus der Erosion
Ein typisch hawaiianischer Golfplatz
der vorgelagerten Korallenriffe entstand. Die versteinerten Dünen bestehen also aus Kalkstein. In diesem Kalkstein gibt es eine Höhle. Es handelt sich dabei um eine Art Doline, die teilweise eingebrochen ist. Eine Doline ist eine Stelle im Kalkstein, an der das Oberflächenwasser versickert und sich auf seinem Weg durch den Untergrund durch das Gestein frisst. Innerhalb dieser halb offenen Höhle wurden Ablagerungen gefunden und zahlreich Fossilien. Leider ist die Höhle nur am Sonntag zwischen 10 und 12 zugänglich. Der absolute Höhepunkt für die meisten Wanderer sind natürlich die Strände, die am Ende des eigentlichen Wanderwegs beginnen: Südsee-Stimmung im nördlichen Pazifik.


Am Sonntag besuchte ich die grösste Kaffee-Plantage der USA. Es ist die 12.5 km2 grosse
Auf den Felder der Kaua’i Coffee Compagnie
Kaua’i Coffee Compagnie. Diese begann ihre Existenz im 19. Jahrhundert als Zuckerrohr Plantage. Zuckerrohr, das war das Produkt der Inseln bis so in die 1950er Jahre. Danach ging die Rentabilität der Plantagen langsam aber stetig zurück. 2016 wurde die letzte Plantage, sie lag auf Maui, geschlossen. Auf den Feldern der Kaua’i Coffee Compagnie begann der Kaffee-Anbau Mitte der 1980er Jahren. Ein Kaffeebaum braucht drei bis vier Jahre, bis er Früchte trägt. Für die neuen Kaffee-Anbauer kam es, kaum waren die ersten Ernten eingefahren, zum Supergau. Im Jahr 1992 legte der Hurrikan Iniki im wahrsten Sinne des Wortes die gesamte Plantage flach. Alles musste von vorne beginnen. Inzwischen hat sich die Plantage längst erholt. Sie besteht heute aus über vier Millionen Bäumen. Für die wenigen Kaffee-Liebhaber unter meinen Lesern: Es werden ausschliesslich Arabica-Kaffee-Sorten angebaut. Dies schmecken runder als z.B. die
Kaffee-Kirschen
Robusta-Sorten. Die Bäume hier auf Kaua’i blühen im Februar und März. Danach dauert es sechs bis acht Monate bis die Kaffee-Kirschen reif sind. Je nach Sorte sind diese gelb oder rot gefärbt. Die Ernte erfolgt maschinell und dauert von September bis Dezember. Während dieser Zeit wird rund um die Uhr geerntet. Vor der Ernte einer bestimmten Fläche wird diese begangen. Nur wenn mindestens 80% der Kaffee-Kirschen auf dieser Fläche reif sind, wird die Ernte durchgeführt. Eine Fläche wird nur einmal abgeerntet. Danach werden die Kaffee-Kirschen in ein Wasserbad geleert. Dort sinken die riefen Früchte auf den Grund. Die überreifen und die noch nich reifen treiben auf der Oberfläche. Sie werden abgeschöpft und als Dünger verwendet. Die reifen Früchte werden geschält. Heraus kommen die Kaffeebohnen. Die Schalen werden ebenfalls zu
Kaffeebohnen, die an der Sonne trocknen
Dünger. Die Bohnen werden während gut 24 Stunden maschinell getrocknet. Für die traditionelle Trocknung durch die Sonne fehlen angesichts der Grösse der Plantage die nötige Fläche und das nötige Personal. Die getrockneten Bohnen werden dann nach und nach geröstet und können dann zu Kaffee verarbeitet werden. Die Bäume müssen alle vier bis sechs Jahre geschnitten werden, sonst würden sie bis zu 20 Meter hoch. Nach dem Schneiden wird ein Jahr nicht geerntet, da die neuen Triebe von der Erntemaschine beschädigt werden könnten. Ein Baum gibt pro Jahr Bohnen für rund ein Pfund Kaffee. Es gibt noch ein paar Besonderheiten. Normalerweise enthält eine Kaffee-Kirsche zwei Bohnen. Etwa vier Prozent enthalten nur eine Bohne. Diese ist etwas grösser als die „normalen“ Bohnen, aber bei weitem nicht doppelt so gross. Sie gilt als besonders wertvoll, da sie mehr Koffein und mehr ätherische Öle enthält. Entsprechend teurer lässt sich der Kaffee aus diesen Bohnen verkaufen. 
Damit näherte sich mein diesjähriger Aufenthalt auf Kaua‘i langsam seinem Ende. Als nächstes stehen am Montag ein Flug über Honolulu nach Hilo und dann zwölf Nächte Hawai‘i auf dem Programm.