Dienstag, 4. Dezember 2018

Zwei kleine Hoppser

Es gibt keine direkten Flüge von Kaua’i nach Hilo. Es gibt zwei Optionen, Umsteigen in Honolulu oder Umsteigen auf Maui. Da es wesentlich mehr Flüge von Lihue nach Honolulu gibt, wählte ich diesen Weg. Fliegen zwischen den Inseln, das ist beinahe wie Busfahren. Die Flugzeuge sind meist auf die Minuten pünktlich. Landen, Passagiere ausladen, kurz durch die Reihen gehen und Aufräumen, Passagiere boarden und weiter gehts.

Ich gab in Lihue meinen Mietwagen ab. Mit dem Hertz-Bus ging‘s in drei Minuten zu Terminal. Noch rasch die Strasse überquert und dreissig Meter nach links und schon ist man beim Checkin. Dieses ist in Lihue gegen die Zufahrtsstrasse offen. Der Reisende betritt also keine Halle, sondern läuft einfach von der Strasse in wenigen Schritten zum überdeckten Schalter. Ich war schnell eingecheckt. Meine beiden Koffer erhielten einen Prio-Tag. Die Koffer werden nicht am Checkin auf das Fliessband gelegt. Vielmehr gibt der Reisende einige Meter neben dem Checkin die Koffer selber beim Fliessband ab. Von dort führt der Weg, dreissig Meter dem Gebäude entlang zur Sicherheitskontrolle erst nach dem passieren der Kontrolle ist man im Flughafengebäude. Die Haupthalle des Flughafen Lihue hinterlässt einen etwas düstern Eindruck. Höhepunkt war zweifellos der uniformierte Security Supervisor. Er sass hinter der Sicherheitskontrolle an einem erhöhten Pult. Auf dem Kopf war keine Unifommütze, sondern eine dreizipflige rote St. Nikolaus-Mütze. Es ist Weihnachtszeit, auch auf Hawaii. Allerdings habe ich immer noch Mühe mit einigen der Weihnachtslieder die aus den Lautsprechern ertönen. Jingle Bells passt nun mal einfach nicht in die Tropen und Stille Nacht irgendwie auch nicht. Auf der beiden Seiten der Haupthalle führt ein langer Gang zu jeweils vier Gates. Diese acht Flugsteige reichen aus, um den Flugverkehr ab Lihue zu bewältigen. Eine weitere Besonderheit der Flughäfen auf Hawaii ist, dass sie nicht oder nur teilweise klimatisiert sind. Die Gänge zu den Gates sind auf der Seite des Vorfelds mit Fenstern versehen. Gegen die andere Seite sind sie offen. So strömt frische Luft durch die Gänge.
Die Boeing 717 der Hawaiian landete pünktlich auf die Minute und rollte zum Gate. Die Passagiere verliessen die Maschine. Kurz darauf begann das Boarding. Ich hatte mir Platz A1 auf der linken Seite am Fenster ausgesucht. So würde ich beim Anflug auf Honolulu Oahu an mir vorbeiziehen sehen. Ich war rasch an meinem Platz, dann sah ich interessiert der Karawane der Eco-Passagiere zu, die durch den Gang nach hinten strömten. Hawaiian hat eine grosszügige Handgepäcksregel. Pro Passagier sind zwei Stück frei. In der Eco muss dafür für jedes eingecheckte Gepäckstück bezahlt werden. Folglich werden Unmengen an Handgepäck an Bord gebracht. Die Reisenden verhalten sich unterschiedlich. Da sind die erfahrenen Flieger. Sie ziehen Rucksäcke bereits vor dem Betreten des Flugzeugs aus. Sie halten diese und weitere Gepäckstücke so in der Hand, dass sie diese sofort verstauen können, wenn sie ihre Sitzreihe erreicht haben. Dann gibt es die mühsamen, ignoranten Passagiere. Sobald sie ihre Sitzreihe erreicht haben, bleiben sie im Gang stehen. Umständlich werden Rucksack und - soweit vorhanden - die Jacke ausgezogen. Danach wird das Gepäck langsam und akribisch genau verstaut. Nach einem nochmaligen Umsehen geruhen sich die Herrschaften dann langsam Platz zu nehmen. Es sind übrigens meist angehörige dieser Kategorie, die dazu neigen, etwas breite Rollkoffer mit aller Kraft durch den Gang zu reissen und die Knie der bereits sitzenden Mitreisenden damit zu traktieren. Schliesslich sind da noch die unerfahrenen nervösen Reisenden. 
Sie vergewissern sich in jeder dritten Reihe, das die Sitze A und B immer noch in Laufrichtung links und D, E und F in Laufrichtung links sind. Als ob je eine Fluggesellschaft in einer Reihe A und B links und in der nächsten Reihe rechts platziert hätte. Einmal bei ihrer Reihe angelangt werden die unerfahrenen Fluggäste nervös. Sie möchten das Gepäck so schnell wie möglich verstauen, aber verheddern sich dabei regelmässig in den Armschlaufen ihrer Rucksäcke. Irgendwie klappte es auch in Lihue, alle Passagiere gerade so noch pünktlich an Bord zu bringen.
Zwei Träger in Pearl Harbor 
Hinter dem letzten Passagier drängte auch schon der Gate Agent in die Maschine. Zwei Minuten später war die Türe geschlossen, der Jetway entfernt und die 717 wurde zurückgestossen. Mit einem relativ hohen Tempo rollten wir zur Piste. Der Pilot beschleunige die beiden Triebwerke bereits auf volle Leistung während er noch auf die Startbahn einbog. Wir starteten auf der 35 also praktisch nach Norden. Nach etwa zwei Minuten Flugzeit drehte die Maschine nach Südwesten in Richtung Oahu. Nach dem raschen Service taucht linker Hand schon die Küste der Oahu‘s auf und der Pilot begann mit dem Sinkflug. Wir folgen der Küste entlang. Kurz vor der Landung verlief unsere Flugbahn leicht südlich von Pearl Harbor. Zwei Flugzeugträger lagen vor Anker. Nach 21 Minuten und 3 Sekunden Flugzeit setzten wir auf der Piste 8L auf. Nach einem kurzen Rollweg waren wir am Gate. 


Nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge ging ich los zum Gate B4 wo die 717 für den Flug nach Hilo bereit stand. Das Boarding verzögerte sich etwas, da nicht weniger als fünf Personen auf Rollstühlen in die Maschine gebracht wurden. Das Boarding war pünktlich abgeschlossen. Wir wurden zurück gestossen. Dann geschah gerade einmal gar nichts. Eine Viertelstunde lang blieb die Maschine auf dem Vorfeld stehen. An einem Flughafen mit grossem Verkehrsaufkommen, kann es halt machmal eine Weise dauern. Danach rollten wir den weiten Weg auf die Piste 8R. Diese wurde vor dem Flughafen ins Meer gebaut. Um zu ihr zu gelangen muss zuerst die Piste 8L gekreuzt werden. Danach fährt man einem Golfplatz entlang. Was soll denn bitte sonst zwischen zwei Pisten gebaut werden? Schliesslich geht es über einen breiten Damm zur Piste. Leicht verspätet konnte auch unser Flug abheben. Ich sass auf 1F. Von der rechten Seite ist beim Landeanflug auf Hilo die Küste Hawai‘i‘s sichtbar. Kaum hatten die Räder der 717 die Piste verlassen begannen wir noch im Steigflug eine Rechtskurve. Schon bald einmal tauchten unterhalb des Fliegers die westlichen Strände Molokai‘s auf. Während dem flinken Service inklusive Refill passierten wir östlich von Lanai und Kao‘olawe und überflogen die Südwestecke Maui‘s. Schon tauchte vor uns der Norden Hawai‘i‘s auf. Es ist interessant, diesen Teil der Insel aus der Luft zu betrachten. Die Wasserscheide ist deutlich erkennbar. Östlich davon erscheint das Land in saftig grünen Farben. Westlich davon ist alles gelb und trocken. Die Westflanke des Kohala-Vulkans ist, wie meist, in Wolken gehüllte. Der Kohala ist der älteste Vulkan Hawai‘i‘s. Er ist nur zu einem Teil erhalten. Bei einem katastrophalen Erdrutsch vor etwa 275‘000 Jahren verschwand beinahe die Nordost-Flanke des Vulkans in den Fluten des Pazifik. In der Ferne tauchten der Mauna Kea und die scheinbar unendlich lange Flanke des Mauna Loa auf. Der Flug verlief der Ostküste der Insel entlang. Immer in einem gebührlichen Abstand zum Festland, so dass das Flugzeug ausserhalb der Wolken bleibt, die sich an der Flanke des Mauna Kea bilden. Schliesslich näherten wir uns Hilo. Der Landeanflug verlief parallel zur Küste. Das Flugzeug kam dieser sehr nahe. Die Autos auf dem Highway 19 waren klar zu erkennen. In niederer Höhe folgte die Maschine der Promenade von Hilo und drehte dabei langsam von Süd nach Ost. Kaum lag die Promenade hinter uns setzten wir auf der Piste 8 des Flughafens von Hilo auf. Die Flugzeit betrug 35 Minuten und 45 Sekunden. Der Flughafen von Hilo ist für seinen
Die 717 am Gate in Hilo
bescheidenen Flugbetrieb etwas gross geraten. Grund ist, dass er in den 1960er und 1970er Jahren wesentlich besser frequentiert war als heute. Damals landeten hier regelmässig die 747 und die DC10. Bereits in den 1980er Jahren war damit fertig. Mein Flug war schnell am Gate. Doch der Weg zu Gepäckausgabe war, aus den oben beschriebenen Gründen, lang. Die Gepäckausgabe weist eine Besonderheit auf. Wenn man von den Gates in Richtung Gepäckausgabe kommt, hat man den Flughafen eigentlich bereits verlassen. Zur Gepäckausgabe geht es nach der letzten Treppe links. Das Gepäck kam schnell, meine Koffer liessen sich allerdings, trotz Priority Tag reichlich Zeit. Schliesslich trudelten auch die ein. Danach lief ich dem Flughafengebäude entlang, immer unter einer Überdachung zu den Mietwagenfirmen. Hier gibts keinen Shuttle. Der Verleih ist gleich vis-a-vis des Haupteingangs des Flughafens. Die Wagen stehen wenige Meter hinter den Boxen der Firmen.

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