Dienstag, 4. Dezember 2018

Zwei kleine Hoppser

Es gibt keine direkten Flüge von Kaua’i nach Hilo. Es gibt zwei Optionen, Umsteigen in Honolulu oder Umsteigen auf Maui. Da es wesentlich mehr Flüge von Lihue nach Honolulu gibt, wählte ich diesen Weg. Fliegen zwischen den Inseln, das ist beinahe wie Busfahren. Die Flugzeuge sind meist auf die Minuten pünktlich. Landen, Passagiere ausladen, kurz durch die Reihen gehen und Aufräumen, Passagiere boarden und weiter gehts.

Ich gab in Lihue meinen Mietwagen ab. Mit dem Hertz-Bus ging‘s in drei Minuten zu Terminal. Noch rasch die Strasse überquert und dreissig Meter nach links und schon ist man beim Checkin. Dieses ist in Lihue gegen die Zufahrtsstrasse offen. Der Reisende betritt also keine Halle, sondern läuft einfach von der Strasse in wenigen Schritten zum überdeckten Schalter. Ich war schnell eingecheckt. Meine beiden Koffer erhielten einen Prio-Tag. Die Koffer werden nicht am Checkin auf das Fliessband gelegt. Vielmehr gibt der Reisende einige Meter neben dem Checkin die Koffer selber beim Fliessband ab. Von dort führt der Weg, dreissig Meter dem Gebäude entlang zur Sicherheitskontrolle erst nach dem passieren der Kontrolle ist man im Flughafengebäude. Die Haupthalle des Flughafen Lihue hinterlässt einen etwas düstern Eindruck. Höhepunkt war zweifellos der uniformierte Security Supervisor. Er sass hinter der Sicherheitskontrolle an einem erhöhten Pult. Auf dem Kopf war keine Unifommütze, sondern eine dreizipflige rote St. Nikolaus-Mütze. Es ist Weihnachtszeit, auch auf Hawaii. Allerdings habe ich immer noch Mühe mit einigen der Weihnachtslieder die aus den Lautsprechern ertönen. Jingle Bells passt nun mal einfach nicht in die Tropen und Stille Nacht irgendwie auch nicht. Auf der beiden Seiten der Haupthalle führt ein langer Gang zu jeweils vier Gates. Diese acht Flugsteige reichen aus, um den Flugverkehr ab Lihue zu bewältigen. Eine weitere Besonderheit der Flughäfen auf Hawaii ist, dass sie nicht oder nur teilweise klimatisiert sind. Die Gänge zu den Gates sind auf der Seite des Vorfelds mit Fenstern versehen. Gegen die andere Seite sind sie offen. So strömt frische Luft durch die Gänge.
Die Boeing 717 der Hawaiian landete pünktlich auf die Minute und rollte zum Gate. Die Passagiere verliessen die Maschine. Kurz darauf begann das Boarding. Ich hatte mir Platz A1 auf der linken Seite am Fenster ausgesucht. So würde ich beim Anflug auf Honolulu Oahu an mir vorbeiziehen sehen. Ich war rasch an meinem Platz, dann sah ich interessiert der Karawane der Eco-Passagiere zu, die durch den Gang nach hinten strömten. Hawaiian hat eine grosszügige Handgepäcksregel. Pro Passagier sind zwei Stück frei. In der Eco muss dafür für jedes eingecheckte Gepäckstück bezahlt werden. Folglich werden Unmengen an Handgepäck an Bord gebracht. Die Reisenden verhalten sich unterschiedlich. Da sind die erfahrenen Flieger. Sie ziehen Rucksäcke bereits vor dem Betreten des Flugzeugs aus. Sie halten diese und weitere Gepäckstücke so in der Hand, dass sie diese sofort verstauen können, wenn sie ihre Sitzreihe erreicht haben. Dann gibt es die mühsamen, ignoranten Passagiere. Sobald sie ihre Sitzreihe erreicht haben, bleiben sie im Gang stehen. Umständlich werden Rucksack und - soweit vorhanden - die Jacke ausgezogen. Danach wird das Gepäck langsam und akribisch genau verstaut. Nach einem nochmaligen Umsehen geruhen sich die Herrschaften dann langsam Platz zu nehmen. Es sind übrigens meist angehörige dieser Kategorie, die dazu neigen, etwas breite Rollkoffer mit aller Kraft durch den Gang zu reissen und die Knie der bereits sitzenden Mitreisenden damit zu traktieren. Schliesslich sind da noch die unerfahrenen nervösen Reisenden. 
Sie vergewissern sich in jeder dritten Reihe, das die Sitze A und B immer noch in Laufrichtung links und D, E und F in Laufrichtung links sind. Als ob je eine Fluggesellschaft in einer Reihe A und B links und in der nächsten Reihe rechts platziert hätte. Einmal bei ihrer Reihe angelangt werden die unerfahrenen Fluggäste nervös. Sie möchten das Gepäck so schnell wie möglich verstauen, aber verheddern sich dabei regelmässig in den Armschlaufen ihrer Rucksäcke. Irgendwie klappte es auch in Lihue, alle Passagiere gerade so noch pünktlich an Bord zu bringen.
Zwei Träger in Pearl Harbor 
Hinter dem letzten Passagier drängte auch schon der Gate Agent in die Maschine. Zwei Minuten später war die Türe geschlossen, der Jetway entfernt und die 717 wurde zurückgestossen. Mit einem relativ hohen Tempo rollten wir zur Piste. Der Pilot beschleunige die beiden Triebwerke bereits auf volle Leistung während er noch auf die Startbahn einbog. Wir starteten auf der 35 also praktisch nach Norden. Nach etwa zwei Minuten Flugzeit drehte die Maschine nach Südwesten in Richtung Oahu. Nach dem raschen Service taucht linker Hand schon die Küste der Oahu‘s auf und der Pilot begann mit dem Sinkflug. Wir folgen der Küste entlang. Kurz vor der Landung verlief unsere Flugbahn leicht südlich von Pearl Harbor. Zwei Flugzeugträger lagen vor Anker. Nach 21 Minuten und 3 Sekunden Flugzeit setzten wir auf der Piste 8L auf. Nach einem kurzen Rollweg waren wir am Gate. 


Nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge ging ich los zum Gate B4 wo die 717 für den Flug nach Hilo bereit stand. Das Boarding verzögerte sich etwas, da nicht weniger als fünf Personen auf Rollstühlen in die Maschine gebracht wurden. Das Boarding war pünktlich abgeschlossen. Wir wurden zurück gestossen. Dann geschah gerade einmal gar nichts. Eine Viertelstunde lang blieb die Maschine auf dem Vorfeld stehen. An einem Flughafen mit grossem Verkehrsaufkommen, kann es halt machmal eine Weise dauern. Danach rollten wir den weiten Weg auf die Piste 8R. Diese wurde vor dem Flughafen ins Meer gebaut. Um zu ihr zu gelangen muss zuerst die Piste 8L gekreuzt werden. Danach fährt man einem Golfplatz entlang. Was soll denn bitte sonst zwischen zwei Pisten gebaut werden? Schliesslich geht es über einen breiten Damm zur Piste. Leicht verspätet konnte auch unser Flug abheben. Ich sass auf 1F. Von der rechten Seite ist beim Landeanflug auf Hilo die Küste Hawai‘i‘s sichtbar. Kaum hatten die Räder der 717 die Piste verlassen begannen wir noch im Steigflug eine Rechtskurve. Schon bald einmal tauchten unterhalb des Fliegers die westlichen Strände Molokai‘s auf. Während dem flinken Service inklusive Refill passierten wir östlich von Lanai und Kao‘olawe und überflogen die Südwestecke Maui‘s. Schon tauchte vor uns der Norden Hawai‘i‘s auf. Es ist interessant, diesen Teil der Insel aus der Luft zu betrachten. Die Wasserscheide ist deutlich erkennbar. Östlich davon erscheint das Land in saftig grünen Farben. Westlich davon ist alles gelb und trocken. Die Westflanke des Kohala-Vulkans ist, wie meist, in Wolken gehüllte. Der Kohala ist der älteste Vulkan Hawai‘i‘s. Er ist nur zu einem Teil erhalten. Bei einem katastrophalen Erdrutsch vor etwa 275‘000 Jahren verschwand beinahe die Nordost-Flanke des Vulkans in den Fluten des Pazifik. In der Ferne tauchten der Mauna Kea und die scheinbar unendlich lange Flanke des Mauna Loa auf. Der Flug verlief der Ostküste der Insel entlang. Immer in einem gebührlichen Abstand zum Festland, so dass das Flugzeug ausserhalb der Wolken bleibt, die sich an der Flanke des Mauna Kea bilden. Schliesslich näherten wir uns Hilo. Der Landeanflug verlief parallel zur Küste. Das Flugzeug kam dieser sehr nahe. Die Autos auf dem Highway 19 waren klar zu erkennen. In niederer Höhe folgte die Maschine der Promenade von Hilo und drehte dabei langsam von Süd nach Ost. Kaum lag die Promenade hinter uns setzten wir auf der Piste 8 des Flughafens von Hilo auf. Die Flugzeit betrug 35 Minuten und 45 Sekunden. Der Flughafen von Hilo ist für seinen
Die 717 am Gate in Hilo
bescheidenen Flugbetrieb etwas gross geraten. Grund ist, dass er in den 1960er und 1970er Jahren wesentlich besser frequentiert war als heute. Damals landeten hier regelmässig die 747 und die DC10. Bereits in den 1980er Jahren war damit fertig. Mein Flug war schnell am Gate. Doch der Weg zu Gepäckausgabe war, aus den oben beschriebenen Gründen, lang. Die Gepäckausgabe weist eine Besonderheit auf. Wenn man von den Gates in Richtung Gepäckausgabe kommt, hat man den Flughafen eigentlich bereits verlassen. Zur Gepäckausgabe geht es nach der letzten Treppe links. Das Gepäck kam schnell, meine Koffer liessen sich allerdings, trotz Priority Tag reichlich Zeit. Schliesslich trudelten auch die ein. Danach lief ich dem Flughafengebäude entlang, immer unter einer Überdachung zu den Mietwagenfirmen. Hier gibts keinen Shuttle. Der Verleih ist gleich vis-a-vis des Haupteingangs des Flughafens. Die Wagen stehen wenige Meter hinter den Boxen der Firmen.

Sonntag, 2. Dezember 2018

Spartanisch und luxuriös

Der Titel dieses Blogs könnte auch lauten „Vom Koke‘e State Park an die Südküste“. Aber irgendwie gefällt mir der von mir gewählte Titel besser. Er bezieht sich primär auf die Unterkunft.

Hütte im Koke’e State Park 
Der Koke‘e State Park liegt oberhalb des Waimea Canyon auf eine Höhe von über 1000 Meter. Er nimmt den grössten Teil dessen ein, was vermutlich einmal die Caldera des Vulkans von Kaua’i war. Innerhalb des Parks liegen etwa zwölf Hütten. Diese können gemietet werden. Voraussetzung ist, dass einer der Mieter mindestens 25 Jahre alt ist und die ganze Zeit dort liegt. Ich vermute, dass die Hütten in der Vergangenheit von Jugendlichen für ausgiebige Feste genutzt wurden. Aufgrund ihrer Lage sind sie dafür durchaus geeignet. Die Hütten verfügen über ein oder zwei kleine Schlafzimmer, eine Kochecke, einen Wohn- und Essbereich und über eine kleine Toilette mit
Wohnbereich mit Holzofen
einer sehr engen Duschkabine. Es gibt zwar elektrischen Strom, einen Kühlschrank und auch fliessend Wasser, aber keine Heizung. Die braucht es aber, den gerade im Winter sinken die Temperaturen über Nacht oft deutlich unter zehn Grad. Es gibt in jeder Hütte einen Holzofen, den der Gast selber beheizen muss. Holz kann am Check-in gekauft werden. Dieses befindet sich in Waimea, unten am Pazifk, etwa 30 Kilometer entfernt. Es gibt kein Internet, kein Fernsehen und kein Telefon. Mit dem Mobiltelefon hat man ebenfalls keinen Empfang. Es gibt ein Restaurant in der Nähe aber das schliesst um 16 Uhr. Ebenso das daneben liegende Museum. Danach ist die einzige Verbindung mit der Aussenwelt ein Münztelefon. Naja, es ist natürlich auch in der Nacht möglich, ins Auto zu sitzen und loszufahren. Die Einrichtung der Hütten ist alt, ersetzt wird wohl nur, was wirklich kaputt ist. Kurzum das Ganze ist entweder ein Riesenspass oder ein totale Zumutung, je nachdem mit welchen Erwartungen der Gast anreist. Ich war nun schon zum dritten Mal dort. Wandern am Tag, ein einfaches Abendessen kochen und vor dem Ofen sitzen und Lesen, für mich Entspannung pur. 

Oberhalb der Na Pali Coast
Der Park ist klimatisch interessant. Obschon er nicht gross ist, gibt es beträchtliche Unterschiede in der Niederschlagsmenge. Im Nordosten, nahe am Hauptkamm der Insel werden regelmässig Niederschlagswerte gemessen, die zu den höchsten der Welt gehören. 10 bis 15 Kilometer weiter, im Südwesten des Parks oberhalb der Na Pali Küste fällt weniger Niederschlag als in Bern. Das wirkt sich dann auch auf die Vegetation aus. Von einem Hochlandsumpf mit einer relativ niedrigen Vegetationsdecke, in der oft nur Zwergvarianten gedeihen über einen üppigen dunkelgrünen Dschungel bis hin zu einem eher lichten Wald findet sich alles.

Die Wanderungen im Park sind recht anstrengend. Die hat verschiedene Gründe. Da ist einmal der meist feucht und wie schon mehrfach beschrieben deshalb ziemlich rutschige Boden. Es gibt auch steile Wegstücke, Treppen oder Stufen, wie ich sie aus der Schweiz kenne, gibt es oft nicht.
Auf dem Nu‘alolo Trail kurz vor dem Endpunkt
Schliesslich ist die Wegführung oft nicht wirklich klar, eindeutige Markierungen fehlen und die Wegspur zerläuft irgendwo im Unterholz. Oft ist es auch eine Kombination von allem.
Dieses Jahr war es im Park wärmer und etwas trockener als in den beiden vorangegangenen Jahren. Am ersten Tag wanderte ich auf dem Nu‘alolo Trail. Dieser verläuft vom Zentrum des Parks hinaus auf eine Klippe im Westen, hoch über der Na Pali Küste. Zuerst durch einen dichten Wald führend, fällt der Pfad nach einem kurzen Anstieg bald recht steil ab. Nach etwa drei Kilometer wird der Wald lichter, der Boden trockener. Schliesslich erreicht der Wanderer einen recht kahlen mit Gras und kleine Bäumen bewachsenen unterschiedlich breiten Grat. Auf einer Seite fällt das Gelände am Wegrand nun mehrere hundert Meter steil ab. Nach etwa sechs
Irgendwo im Koke‘e State Park
Kilometer Wanderung ist der Weg zu Ende. Die Aussicht auf die tiefen V-Täler der Na Pali Küste ist schwindelerregend. Es wäre noch möglich weiter zu gehen. Aber die Klippen sind brüchig, das Gestein ist morsch. Es wird davon abgeraten, sich weiter nach vorn zu wagen. Also lasse ich es sein. Ich mache mich auf den Rückweg. Kaum bin ich bei der Hütte, setzt kräftiger Regen ein. Das ist nicht unüblich im Park. Meist regnet es dann am frühen Nachmittag eine Stunde und am Abend ist es wieder trocken.
Am zweiten Tag wanderte ich durch kleine und grössere Pfade im Zentrum des Parks an den Beginn des Waimea Canyon. Dort genoss ich eine gute Stunde im Gras liegend die warme Sonne und den Internet Empfang, den es hier am Rande des Canyon gibt. Auf dem Rückweg traf ich auf drei Amerikaner aus Arizona, die sich verirrt hatten. Wir gingen zusammen zurück zur Piste an der sie ihren Wagen hatten stehen lassen.

Am dritten Tag wollte ich den Alaka‘i Sumpfpfad machen. Diese Wanderung beginnt im
Im Park am Ausgangspunkt des Sumpfpfads
Parkinnern. Zuerst muss man rund sechs Kilometer über einen Naturstrasse wandern, dann geht es über einen Rücken in den eigentlich Sumpf. Dort verläuft der Pfad über weite Strecken auf Planken. Die einzige Ausnahme ist win Bachtal, hier geht es rund 100 Meter steil hinunter und wieder 100 Meter steil hinauf, alles durch dichten grünen Dschungel. Der Bach muss durchwatet werden. Wenn er viel Wasser führt wird das zum Problem, den nur kurz hinter der Watstelle fällt er steil ab. Hier musste ich letztes Jahr umkehren. Nun, auch dieses Jahr erwies sich der Bach als Problem. Ich wusste, dass um 13 Uhr in diesem Teil des Parks heftige Niederschläge niedergehen würden. Der Bach konnte als rasch anschwellen. Ich
Plankenweg im vorderen, tieferen Teil des Sumpfs
setzte mir eine Frist bis 09:30, dann musste ich bem Bach unten sein. So war sicher gestellt, dass es mir zum Ende des Pfads, mit der Aussicht hinunter auf Hanalei, und zurück reichen würde, bevor der heftige Regen einsetzte. Dies inklusive einer Sicherheitsmarge von einer guten Stunde für Fotos, eine Pause am Endpunkt und Unvorhergesehenes. Tja, um 09:20 war ich am Anfang des Abstiegs zum Bach und kehrte folglich um. Gegen 14 Uhr, ich war schon lange wieder in der Hütte setzte dann ein heftiger Niederschlag ein. Dieser liess zwischendurch zwar etwas nach, aber meist prasselten die schweren Regentropfen einem Trommelfeuer gleich auf das Wellblechdach meiner Hütte. Als ich diese am nächsten Vormittag in Richtung Waimea und Südküste verliess, goss es nach wie vor wie aus Kübeln. Um beim Einladen des Gepäcks auf den wenigen Metern zwischen Hütte und Auto nicht klitschnass zu werde, brauchte es schon die volle Regenmontur. Es hatte, wie sich herausstellen sollte nicht nur im Park heftig geregnet, sondern überall auf der Insel. 

Die letzten drei Tage auf Kaua’i liess ich eher gemütlich angehen. Am frühen Freitagnachmittag 
Marjorie‘s Kaua’i Inn
schlenderte ich der Südküste bei Poipu entlang, bevor ich meine nächste Unterkunft bezog, das Marjorie‘s Kaua’i Inn. Dies ein B&B etwa fünf Kilometer von der Südküste entfernt. Es liegt hoch  über einem kleinen Tal. Es hat drei grosse Zimmer. Alle mit einer kleinen Küche und einer grossen Terrasse. Es steht oben am Abhang. Die Aussicht auf das grüne Tal und die daniederliegenden Hügel ist grossartig. Als ich eintraf fand ich im Kühlschrank einen kleinen Willkommensimbiss vor. Ich verbrachte den Rest des Abends auf meiner grosszügigen Terrasse. 
Das Frühstück wird einen Stock höher, ebenfalls auf einer überdeckten Terrasse eingenommen. Das Buffet ist vielseitig, zumal es ja nur drei Zimmer gibt. Da nur eines der beiden anderen Zimmer besetzt war und diese beiden Gäste früh zu einer Wanderung aufgebrochen waren, hatte ich das Frühstücksbuffet für mich alleine. Es gab selbst gebackenes Brot, selbstgebackenen Kuchen, Früchte, Schinken, Käse und, und, und.... Zudem konnte ich zwischen Eiern mit Speck und Frenchtoast auswählen. Einfach perfekt.

Nach dem ausgiebigen Frühstück stand am Samstag eine leichte Wanderung an der Südküste auf dem Programm. Der Maha‘ulepu Trail verläuft von Poipu in Richtung Westen. Er führt über
Die Maha‘ulepu Küste
Dünen, den Klippen und einem Golfplatz entlang zu einer Kalksteinhöhle und einigen wunderschönen kleinen Stränden. Es gibt gleich mehrere Höhepunkte. Beginnen wir mit dem kuriosesten. An einer Stelle führt der Weg an einem Golfplatz entlang. Auf der einen Seite sind die steil abfallenden instabilen Klippen, auf der anderen Seite ist der Golfplatz. Es gibt alle paar Meter Warnschilder „Achtung, steile Klippen“ und „Achtung, Gefahr durch Golfbälle“. Der Wanderer hat also quasi die Wahl zwischen Scylla und Charybdis. Upps, ich habe die Zielgruppe des Blogs vergessen. Homer und die Odyssee sind wohl den wenigsten bekannt. Um es einfach zu machen: Ich entschied mich, eher golfplatzseitig zu gehen. Der Treffer
Traumstrand
durch einen Golfball ist eher zu überleben als der Fall von einer 30 Meter hohen Klippe. Die wirklichen Höhepunkte der Wanderung sind natürlich andere. Da ist einmal ein alter hawaiianischer Tempel. Dieser wurde wohl bisher nicht weiter wissenschaftlich untersucht, er ist teilweise überwachsen. Eine weiterer Höhepunkt sind versteinerte Sanddünen. Diese wurden während der letzten Eiszeiten gebildet. Damals war der Meeresspiegel gegen 100 Meter tiefer. Die damaligen Dünen wurden von Erde und Pflanzen überlagert und zusammengepresst. Dies führte dazu, dass sie zusammengepresst wurden. Die versteinerten Dünen sind übrigens die einzige nennenswerte Gesteinsformation auf Kaua’i, die nicht vulkanischen Ursprungs ist. Die Dünen bestanden aus Sand der wiederum aus der Erosion
Ein typisch hawaiianischer Golfplatz
der vorgelagerten Korallenriffe entstand. Die versteinerten Dünen bestehen also aus Kalkstein. In diesem Kalkstein gibt es eine Höhle. Es handelt sich dabei um eine Art Doline, die teilweise eingebrochen ist. Eine Doline ist eine Stelle im Kalkstein, an der das Oberflächenwasser versickert und sich auf seinem Weg durch den Untergrund durch das Gestein frisst. Innerhalb dieser halb offenen Höhle wurden Ablagerungen gefunden und zahlreich Fossilien. Leider ist die Höhle nur am Sonntag zwischen 10 und 12 zugänglich. Der absolute Höhepunkt für die meisten Wanderer sind natürlich die Strände, die am Ende des eigentlichen Wanderwegs beginnen: Südsee-Stimmung im nördlichen Pazifik.


Am Sonntag besuchte ich die grösste Kaffee-Plantage der USA. Es ist die 12.5 km2 grosse
Auf den Felder der Kaua’i Coffee Compagnie
Kaua’i Coffee Compagnie. Diese begann ihre Existenz im 19. Jahrhundert als Zuckerrohr Plantage. Zuckerrohr, das war das Produkt der Inseln bis so in die 1950er Jahre. Danach ging die Rentabilität der Plantagen langsam aber stetig zurück. 2016 wurde die letzte Plantage, sie lag auf Maui, geschlossen. Auf den Feldern der Kaua’i Coffee Compagnie begann der Kaffee-Anbau Mitte der 1980er Jahren. Ein Kaffeebaum braucht drei bis vier Jahre, bis er Früchte trägt. Für die neuen Kaffee-Anbauer kam es, kaum waren die ersten Ernten eingefahren, zum Supergau. Im Jahr 1992 legte der Hurrikan Iniki im wahrsten Sinne des Wortes die gesamte Plantage flach. Alles musste von vorne beginnen. Inzwischen hat sich die Plantage längst erholt. Sie besteht heute aus über vier Millionen Bäumen. Für die wenigen Kaffee-Liebhaber unter meinen Lesern: Es werden ausschliesslich Arabica-Kaffee-Sorten angebaut. Dies schmecken runder als z.B. die
Kaffee-Kirschen
Robusta-Sorten. Die Bäume hier auf Kaua’i blühen im Februar und März. Danach dauert es sechs bis acht Monate bis die Kaffee-Kirschen reif sind. Je nach Sorte sind diese gelb oder rot gefärbt. Die Ernte erfolgt maschinell und dauert von September bis Dezember. Während dieser Zeit wird rund um die Uhr geerntet. Vor der Ernte einer bestimmten Fläche wird diese begangen. Nur wenn mindestens 80% der Kaffee-Kirschen auf dieser Fläche reif sind, wird die Ernte durchgeführt. Eine Fläche wird nur einmal abgeerntet. Danach werden die Kaffee-Kirschen in ein Wasserbad geleert. Dort sinken die riefen Früchte auf den Grund. Die überreifen und die noch nich reifen treiben auf der Oberfläche. Sie werden abgeschöpft und als Dünger verwendet. Die reifen Früchte werden geschält. Heraus kommen die Kaffeebohnen. Die Schalen werden ebenfalls zu
Kaffeebohnen, die an der Sonne trocknen
Dünger. Die Bohnen werden während gut 24 Stunden maschinell getrocknet. Für die traditionelle Trocknung durch die Sonne fehlen angesichts der Grösse der Plantage die nötige Fläche und das nötige Personal. Die getrockneten Bohnen werden dann nach und nach geröstet und können dann zu Kaffee verarbeitet werden. Die Bäume müssen alle vier bis sechs Jahre geschnitten werden, sonst würden sie bis zu 20 Meter hoch. Nach dem Schneiden wird ein Jahr nicht geerntet, da die neuen Triebe von der Erntemaschine beschädigt werden könnten. Ein Baum gibt pro Jahr Bohnen für rund ein Pfund Kaffee. Es gibt noch ein paar Besonderheiten. Normalerweise enthält eine Kaffee-Kirsche zwei Bohnen. Etwa vier Prozent enthalten nur eine Bohne. Diese ist etwas grösser als die „normalen“ Bohnen, aber bei weitem nicht doppelt so gross. Sie gilt als besonders wertvoll, da sie mehr Koffein und mehr ätherische Öle enthält. Entsprechend teurer lässt sich der Kaffee aus diesen Bohnen verkaufen. 
Damit näherte sich mein diesjähriger Aufenthalt auf Kaua‘i langsam seinem Ende. Als nächstes stehen am Montag ein Flug über Honolulu nach Hilo und dann zwölf Nächte Hawai‘i auf dem Programm.


Freitag, 30. November 2018

Zur Geologie Hawaii's


Es ist Abend in den Bergen. Regenprasselt auf das Dach der Hütte. Im Ofen lodert ein wärmendes Feuer. Auf dem Herd köchelt ein schmackhafter Eintopf vor sich hin. Was gibt es in der Situation schöneres als entspannt zu lesen. Nun, genau das habe ich getan. Unter anderem ein kleines Buch zur Geologie Kauai's. Es heisst "Kauai's Geologic History. A Simplified Overview". Es gibt einen guten Überblick der Geologie Kauai's und der langen Geschichte der Inselkette. Mich hat es dazu gebracht, für meinen Blog einen kleinen Beitrag zur Geologie Hawaii's zu verfassen. Der Beitrag ist eine Mischung zwischen einer Zusammenfassung des Buchs und meinem Vorwissen. Er ist also in keinster Weise eine wissenschaftliche Abhandlung. Er ist somit auch für den Teil der primären Zielgruppe meines Blogs lesbar, die keine Mittelschule besucht.

Hawaii, älter als die Dinosaurier?

Wie alt ist eigentlich Hawaii? Eine scheinbar einfache Frage. Nur welches Hawaii ist gemeint? Ist es die Insel Hawaii, d.h. die grösste der Inseln ganz im Süden der Kette. Ist es die Inselkette an sich, also die Insel Kauai? Die Inselkette ist noch länger und endet mit dem Kure-Atoll über 2500 Kilometer nordwestlich der Insel Hawaii. Überhaupt, was hat eine Insel wie Hawaii mit vier aktiven oder schlafenden Vulkanen mit einem flachen Korallenatoll zu tun, das nur wenige Meter über das Meer heraus ragt? Die Antwort liegt unter der Oberfläche des Ozeans, ja sie liegt unterhalb des Bodens des Ozeans, tief im Innern der Erde. Und sie beginnt nicht vor 30 Millionen Jahre mit Kure. Der Mechanismus, der die Inseln der Hawaii-Kette geschaffen hat und immer noch schafft war schon aktiv, als noch die Dinosaurier munter auf der Erde herumwanderten. Möglicherweise war er schon da, bevor der erste Dinosaurier das Licht der Erde erblickte.

Die Oberfläche unseres Planeten besteht aus Dutzenden grossen und kleineren Gesteinsplatten. Die Platten umfassen sowohl das Festland, wie die Ozeane. Die Platten schwimmen, grossen Schiffen gleich, auf einem weltumspannenden Ozean aus flüssigem Gestein. Dieses Magma-Meer - Magma ist die Bezeichnung für flüssiges Gestein das unter der Erdoberfläche ist - weist Strömungen auf. Aus dem Erdinnern steigt heisse Magma auf, fliesst vom Aufstiegspunkt weg und sinkt wieder in die tiefen Regionen des Erdmantels ab, wenn sie sich etwas ausgekühlt hat. Die Bewegung ist durchaus mit den bekannten Meeresströmungen vergleichbar. Sie ist um vieles langsamer als diese aber umso mächtiger und kräftiger. Diese glühend heisse Magma-Strömung reisst die Platten mit sich. Doch die Strömung ist nicht überall gleich stark, verläuft nicht überall in dieselbe Richtung. Die Folge ist, dass die Platten an einigen Orten auf der Erde aneinander vorbeischrammen, was zu heftigen Erdbeben führen kann. Kalifornien ist hier ein Beispiel. An anderen Orten driften die Platten auseinander, Ozeane entstehen und in die Spalte zwischen den Platten dringt Magma ein. Der mittelatlantische Rücken ist ein Beispiel hierfür mir den Vulkanen von Island. Wieder an anderen Orten werden zwei Platten gegeneinander gedrückt. Sind beides dicke Festlandplatten so überschieben sich diese und lassen gewaltige Gebirge in die Höhe wachsen, wie etwa den Himalaya. Trifft eine ozeanische Platte auf eine Festlandplatte, so wird die ozeanische Platte vom schieren Gewicht der Festlandplatte in die Tiefen des Erdmantels hinunter gedrückt. Dort löst sie sich langsam auf und wird schliesslich eins mit dem Magma des Mantels. Auch bei diesem Prozess entstehen riesige Gebirgsketten mit zahlreichen Vulkanen. Ein Beispiel hierfür sind die Anden. Wenn zwei ozeanische Platten aufeinandertreffen, wir auch eine unter die andere geschoben. Hier entstehen vulkanreiche Inselbögen und vor diesen Bögen tiefe Meeresgräben. Ein Beispiel hierfür sind die Aleuten und die Kurilen im Norden des Pazifiks. Dieser ewige Kreislauf der Platten ist Ursprung des meisten Festlands das wir kennen, egal ob grosser Kontinent oder kleine Insel. Aber mit diesem Mechanismus allein lassen sich die Hawaii-Inseln nicht erklären.

Die Vulkane der Hawaii-Inseln, einige der massereichsten Vulkane der Erde liegen an einem Ort, an dem sie eigentlich gar nicht sein dürften. Sie sind mitten auf der pazifischen Platte. Und in der Mitte von Platten, und die pazifische Platte ist die grösste Platte überhaupt, sollte es eigentlich keine Vulkane geben. Nun, dem ist nicht so. Was ist also dann der Ursprung dieser paradiesischen Inseln?

Die etwas metaphorische Antwort lautet: Das Feuer der Hölle hat dieses Paradies erschaffen. Nun, etwas profaner und wissenschaftlicher ausgedrückt, ein sogenannter Plume ist der Ursprung der Inseln. Ein Plume, das ist ein Strom extremheisser Magma, die direkt aus den oberen Bereichen des Erdkerns an die Erdoberfläche durchbricht. Ein solcher Plume ist lokal begrenzt und hat keine grosse Ausdehnung. Man spricht auch von einem Hotspot. Er solcher kann über Millionen von Jahren am selben Ort bleiben. Er spielt auch keine grosse Rolle bei der Bewegung der Platten. Plumes, es gibt einige davon, finden sich meist weit weg von den Plattenrändern. Doch zurück zu unserem Plume inmitten des Pazifiks. Es gibt ihn schon lange, mindestens 90 Millionen Jahre lang. Woher wir das wissen? Nun, der Hotspot ist stabil, immer am selben Ort. Gleichzeitig wird die pazifische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 8 cm pro Jahr über den Plume nach West-Nordwest geschoben. 8 cm pro Jahr, das tönt nach nichts. Doch in einer Million Jahre sind das 80 Kilometer. Über dem Hotspot entstehen auf der pazifischen Platte neue Inseln. Diese werden höher und höher. Doch gleichzeitig werden sie von der Platte immer weiter vom Hotspot entfernt. irgendeinmal sind sie so weit weg, dass die die Verbindung zum Plume abreist. Der Vulkanismus erlischt. Die Inseln entfernen sich immer weiter vom Hotspot und verschwinden schliesslich gänzlich im Ozean. Was dabei entstand,  ist eine lange Kette von Inseln, die sich von Hawaii bis zu einem untermeerischen Berg vor den Kurilen im äussersten Osten Sibiriens zieht. Und eben dieser Berg war vor über 85 Millionen Jahren ein aktiver Vulkan. Woher man das weiss. Nun, das lässt sich am Zerfall von radioaktiven Isotopen messen, aber das würde hier zu weit führen. Wahrscheinlich ist aber der Hotspot der heute unter Hawaii liegt schon länger aktive, denn die pazifische Platte taucht vor den Kurilen unter die eurasische Platte. Die älteren Vulkane befinden sich also bereits irgendwo im Erdmantel und sind teilweise schon wieder zu flüssigem Gestein geworden. Das tönt jetzt alles stimmig und logisch. Aber es gibt doch ein paar Fragezeichen. Zum eine ist da ein Knick in der Inselkette. Das jüngere Ende der Kette ist west-nordwestlich ausgerichtet. Das ältere Ende verläuft praktisch schurgerade nach Norden. Der Knick fand etwa vor 43 Millionen Jahren statt. Was damals geschah, wissen wir nicht. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die pazifische Platte plötzlich ihre Bewegungsrichtung gewechselt hat. So ein einschneidendes Ereignis hätte überall um den Pazifik Spuren hinterlassen. Also war der Plume in der fernen Vergangenheit wohl doch nicht so stationär wie er es heute ist. Und es gibt noch eine zweite Entwicklung. Der Plume wird offenbar stärker. Es ist heut möglich, zu berechnen, wie viel Magam der Plume durchschnittlich pro Jahr an die Erdoberfläche gefördert hat. Es ist in den letzten 20 Millionen Jahren immer mehr geworden. Die Inseln wurden grösser, höher und bestanden länger. So viel Magma wie in den beiden letzten Millionen Jahren wurde in der bekannten beinahe 90 Millionen Jahre alten Geschichte der Hawaii-Inseln noch nie gefördert.

Wie eine Hawaii-Insel entsteht

Wir befinden uns in 6000 Meter. Vor uns liegt der jungfräulich Boden des pazifischen Ozeans. Wir sehen den natürlich nicht, denn um uns herum ist es stockdunkel. In den letzten 100'000 JAhren hat sich unser Aufenthaltsort mit der pazifischen Platte in den Bereich des Plume verschoben. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. den genau jetzt durchbricht der Plume den Ozeanboden. Wir sehen das rote Magma, das sich auf dem Ozeanboden verteilt. Nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen ist der Ausbruch vorbei. Es ist wieder tiefstes Schwarz um uns herum. In den Tiefen des Pazifik aber ist ein kleiner noch unscheinbarer Hügel entstanden. Was wir gesehen haben, wird sich in den nächsten Jahrzehnten und Jahrtausenden regelmässig wiederholen. Der Hügel wird zu einem Berg ja zu einem Gebirge und strebt langsam aber sicher der Oberfläche des Ozeans entgegen. Sie wachsen schnell, die hawaiianischen Vulkane, nicht in menschlichen Zeiträumen aber in geologischen. Nach 300'000 bis 500'000 Jahren durchbricht der Vulkan erstmals die Oberfläche des Ozeans. Es braucht einige Ausbrüche, bis sich die neue Insel stabilisiert hat und nicht gleich wieder Opfer der hohen Wellen des Pazifiks wird. Dieses schnelle Wachstum geht auf Kosten der Stabilität. Ich werde noch darauf zurückkommen. Aber zuerst erfreuen wir uns der neuen, noch vegetationslosen Insel, die vor uns aufgetaucht ist. Die Ausbrüche gehen weiter, die Insel wächst in die Höhe. Vulkane, die nahe beieinander liegen wachsen zu einer Insel zusammen. So besteht die Insel Hawaii aus nicht weniger als fünf Vulkanen.  Ein sechster ist im Westen der Insel bereits wieder im Ozean verschwunden. südlich der Insel wächst bereits ein neuer Heran, der Loihi, der sich wohl einmal mit Hawaii vereinigen wird. Doch zurück zu unserem Vulkan. Der bricht in regelmässigen Abständen aus und lässt die Insel weiter in die Höhe wachsen. Mit den Hawaii-Vulkanen ist es wie mit Eisbergen, der grösste Teil der Masse liegt unter dem Meer. Bei der Insel Hawaii sind es etwa 95%, bei Kauai gar gegen 99%. Ein Grund ist natürlich, dass die Inseln von unten her aufgebaut sind, also eine kegelartige Form aufweisen. Aber es gibt noch einen zweiten Effekt. Die Vulkane haben ein grosses Gewicht. Dieses drückt auf die relativ dünne pazifische Platte. Diese wird durch das schiere Gewicht der Vulkane nach unten gedrückt. Je mehr unser Vulkan in die Höhe wächst, desto mehr sinkt die Insel gleichzeitig in die Tiefe ab. Für den Moment wird aber noch genügend Magma ausgeworfen, so dass die Insel weiter wachsen kann. Während die Insel grösser und grösser wird, wandert sie über den Hotspot immer weiter in westlich-nordwestlicher Richtung. Sie verlässt langsam den Bereich des Hotspots. Die Verbindungen zur Plume werden kleiner. Es tritt weniger Magma an die Oberfläche. Die Insel hört auf zu wachsen sie reicht nun bis in eine Höhe von 4000 Meter. Seit wir den ersten Lichtschimmer in den Tiefen des Ozeans gesehen haben, sind gerade einmal 1,5 Millionen Jahre vergangen.

Wie eine Insel wieder verschwindet

Noch ist der Vulkan nicht gänzlich erloschen. Nach wie vor gibt es kleinere Ausbrüche. Dies kann noch eine geraume Zeit lang dauern. Auf Kauai fand der letzte Ausbruch vor etwa 150'000 Jahren statt, also fünf Millionen Jahre nachdem die Insel den Pazifik durchbrach. In dem Moment indem der Kontakt zum Plume abreisst, kann es tief unter einer Insel noch sehr grosse Magmakammern haben, die sich dann über einen sehr langen Zeitraum weiter entleeren. Aber diese Ausbrüche sind nur noch ein schwacher Abklatsch der grossen Ausbrüche, als die Insel noch wuchs. Und irgendeinmal sind auch diese Ausbrüche vorbei. Das Gewicht der Insel hat dazu geführt, dass die pazifische Platte immer weiter eingedellt wurde. So ist Kauai in den letzen vier Millionen Jahren um gut 1000 Meter in den Pazifik abgesunken. Die alte Küstenlinie liegt also bereits wieder tief im Meer. Woher man das weiss? Nun, die Hangneigung derjenigen Inselteile, die über dem Meeresspiel entstanden ist flacher als diejenige des Teils der Insel, der untermeerisch entstanden ist. Doch auch andere Kräfte setzen der Insel zu. Die Insel ist schnell gewachsen, deshalb ist sie nicht sonderlich stabil. Hinzu kommen RIsse, Spalten und Schwachstellen, die im Laufe der Zeit grösser werden. Es kann zu Rutschungen gigantischen Ausmasses kommen. So fehlt z.B. ein grosser Teil der nördlichen Landmasse der Insel Molokai. Dieser ist vor geraumer Zeit in einem katastrophalen Ereignis in den Pazifik abgerutscht. die Trümmer finden sich dutzende Kilometer vor der heutigen Küste der Insel. Die Rutschung muss einen Tsunami ausgelöst haben, der alles in den Schatten stellt, was wir bisher gesehen haben. Wasser trägt das seine dazu bei, dass die Inseln an Masse verlieren. Regenwasser führt zur kontinuierlichen Erosion der Inseln. Insbesondere im Nordosten, dort wo die Passatwinde auf die Inseln treffen. Es entstehen steile, tiefe V-Täler. Beim grössten Tal auf den Inseln, dem Waimea-Canyon auf Kauai, war aber mehr im Spiel als nur Wasser. Offenbar gab es in der Frühzeit Kauai's eine heftige Rutschung. Nicht einer so katastrophalen wie auf Molokai, aber doch einer solchen, die dazu geführt hat, dass der Westteil der Insel um mehrere hundert Meter absackte. Da sie damals noch in der Wachstumsphase war, haben die nachfliesenden Magmen mit der Zeit den Schaden ausgeglichen. Was aber blieb, war eine ausgeprägte Störung dort, wo die alten Laven von vor der Rutschung auf die neuen Laven treffen. Und genau an dieser Schwachstelle entstand der Waimea Canyon. Nebst dem Wasser hat auch die in der feuchten Umgebung üppig gedeihende Vegetation eine stark errosive Wirkung. Die Wurzeln sprengen das Gestein und lockern den Boden, so dass das Wasser leichtes Spiel hat. Die Insel wird niedriger und irgendeinmal ist sie nicht mehr hoch genug, um die Passartwinde zum abregnen zu bringen. Es wird trockener, die Vegetation geht zurück. Eine andere Gewalt nagt aber weiter unnachgiebig an den Fundamenten der Insel. Es ist der Pazifik selbst. Im Winter treffen auf die Nordwestküste Kauai's regelmässig Wellen mit einer Höhe von acht bis zehn Metern. Sie tragen die Insel weiter an. Und doch, in all diesem Niedergang entsteht etwas Neues: Korallen. Die ersten haben sich angesiedelt kaum war die Insel aus den Fluten des Pazifiks aufgetaucht. Die stetigen Lavaflüsse ins Meer hatten ihr Wachstum behindert. Nun, nachdem die Vulkane erloschen sind, gedeihen die Korallen prächtig in den warmen Wassern des Pazifik. Zwar sinkt die Insel noch immer weiter ab, aber die Korallen können problemlos  Schritt halten. Schlisslich haben Wellen und Regen auch den letzten Überrest der ehemals stolzen Insel abgetragen. Seitdem sie den Ozean durchbrochen hat, sind mehr als zehn Millionen Jahre vergangen. Zurück bleibt ein Atoll, eine runde Struktur von Korallen, die an einigen Stellen einige wenige Meter über den Meeresspiel hinaus ragt. Die Insel wandert über Jahrmillionen weiter in Richtung West-Nordwest. Dabei sinkt die Basis immer weiter ab. Jetzt ist nicht mehr das Gewicht des immer noch beachtlichen Vulkanrumpfs dafür verantwortlich. Hier wurde ein Gleichgewicht erreicht. Der Grund ist ein anderer. Da sich die pazifische Platte unter die Eurasische schiebt, wird das Meer immer tiefer, je näher es den Kurilen kommt. Das ist noch nicht weiter schlimm, denn das Absinken ist ein sehr gemächliches, die Korallen können das problemlos kompensieren. Doch eines Tages ist das vorbei. Die Überreste der Insel sind weit nach Norden gedriftet. Hier ist das Wasser zu kalt für die Korallen. Die wachsen nicht mehr. Das Atoll kann den Wellen nicht mehr standhalten und verschwindet, während der Inselrumpf von der pazifischen Platte immer weiter in die Tiefe gezogen wird.

Sonntag, 25. November 2018

Erholen im Norden Kauai‘s

Die beiden ersten Tage auf Hawaii sollte man, bei aller Insel-Romantik, doch eher gemächlich angehen. Irgendeinmal meldet sich unweigerlich der Jetlag. Plötzlich ist eine bleierne Müdigkeit da, zu einer völlig ungewohnten Zeit. Mitten in der Nacht liegt man unvermittelt wach im Bett und kann nicht mehr Einschlafen. Und schliesslich gerät auch die Verdauung kurzzeitig aus dem Trott. Die ersten beiden Tage eine Hawaii-Urlaubs sollen also dazu dienen, den Körper auf die richtige Zeit einzustellen. Konkret heisst das: Viel draussen an der Sonne sein, viel Bewegung, Schlafen nur bei Nacht und nicht zu schwer essen.

Nun, eigentlich begann alles recht vielversprechend. Am ersten Abend fühlte ich mich nicht allzu müde. Ich ging erst gegen halb neun Schlafen. Wer das jetzt früh findet, der soll bedenken, dass dies halb acht Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit entspricht. Wie erwartet klappte es mit dem Durchschlafen nicht. Ich erwachte öfters und um halb vier war ich dann überhaupt nicht mehr müde. Ich verfolgte im Live-Ticker die Streethockeyspiele in der Schweiz. Danach gelang es mir, noch mal für zwei Stunden zu schlafen.
Im Mahagoni-Hain
Mein ursprünglicher Plan für Samstag war der Power Line Trail. Das ist ein Weg, der von Princeville quer durch die Insel nach Süden führt. Landschaftlich soll er sehr interessant  sein. Nun, es war ein Weg. Die jüngsten, nur wenige Tage alten Rezensionen im Internet waren klar. Der Weg ist hoffnungslos überwachsen und nicht mehr zu begehen. Ich brauchte also einen Plan B, denn etwas Bewegung wollte ich auf alle Fälle. Ich entschied mich für eine Art Wanderung, die ich schon vor zwei Jahren gemacht hatte. Der Wai Koa Loop Trail ist ein etwa sechs Kilometer langer Rundweg auf den Ländereien der Wai Koa Plantage. Auf dieser Plantage wird vor allem Mahagoni angebaut. Es ist die grösste Mahagoni Plantage der USA und eine der grössten der Welt. Der Weg verläuft während langen Strecken durch den Wald. Er ist feucht, an viele Stellen sogar sumpfig. Deshalb ist der Loop Trail etwas mehr als ein Spaziergang aber doch keine wirkliche Wanderung. Dort wo die Wegschlaufe am weitesten vom Einstieg entfern ist, verläuft der Weg über mehr oder weniger offenes, savannenartiges Gelände. Hier bietet sich ein schöner Ausblick auf die Berge Kauai‘s. 

Nach rund 90 Minuten war ich wieder am Ausgangspunkt. Meine vormals schwarzen
Fischteich auf der Wai Koa Plantage
Gummistiefel hatten die brau-rötliche Färbung der Erde Kauai‘s angenommen. Ich spritze sie mit einem Schlauch ab und stellte sie vor meinem Wagen an die heisse hawaiianische Sonne. Gleich neben dem Parkplatz fand ein Farmers Markt statt. Der ist vergleichbar mit einem Wochenmarkt auf dem Dorf in der Schweiz. Die Stände sind kleiner, da es hier wohl nur wenige Zwischenhändler gibt. Die meisten der Verkäufer sind also die Produzenten oder Angestellte der Produzenten. Zwei Leute unterhalten die Marktbesucher mit Gitarrengeklimper. Der Markt ist nicht gross, vielleicht vierzig Meter lang, bloss zwei Reihen von Ständen. Einer bietet, vakuumiert und mit Eiswürfeln bedeckt, Biofleisch aus eigener Produktion an. An zwei Ständen gibt es selber gemachte Kosmetika. An einem werden Kräutermischungen und Tees verkauft. Andernorts können selbst gemachte Pastasaucen erworben werden. Einer verkauft Ananas-Eis und eine Frau bietet selbst gebackenen Kuchen an. An den meisten Ständen gibt es aber Früchte und Gemüse zu kaufen. Mehrere Sorten Avocados stehen beinahe Überall im Angebot, ebenso Orangen, Mandarinen und Grapefruits. Alles frisch geerntet. Bananen in allen Grössen, verschiedene Sorten Mangos, reife Sternfrüchte und natürlich Ananas runden das Bild ab. Ich kaufe mir ein paar Apfelbananen, zwei kleine Mangos, zwei Sternfüchte, eine grosse Orange, eine Tüte Rambutan, eine Flasche Hibiskus-Limonade und eine Tüte mit selbst gemachten Frühstücksflocken. Ich kehre nach gut 20 Minuten zu meinem Wagen zurück. Die Stiefel sind schon trocken, aussen wie innen. Nach einem Stopp im Foodland von Princeville bin ich gegen 14 Uhr zurück in der SeaLounge. Und dann schlägt er erbarmungslos zu, der Jetlag. Aus dem Nicht befällt mich eine bleierne Müdigkeit. Doch ich darf jetzt nicht einschlafen, denn dann würde sich mein Schlafe-Wach-Rhythmus nicht auf die lokale Zeit einstellen. Ich esse, lese und trinke, immer gegen den Schlaf ankämpfend. Irgendwie überstehe ich den Nachmittag ohne einzuschlafen. Um 18 Uhr, die Sonne ist eben untergegangen, aber es ist noch hell, kapituliere ich. Ich lege mich schlafen. 


Nun, im Nachhinein war das wohl der richtige Zeitpunkt. Ich erwachte einmal kurz vor Mitternacht uns einmal so um drei Uhr, konnte aber rasch wieder einschlafen. Um sechs weckten mich die Wellen. Die SeaLounge liegt gut 50 Meter über einer langgezogenen Bucht. Das Rauschen der Wellen ist angenehm, es erinnert an das Rauschen der Bäche und Wasserfälle im Gebirge. Irgendwie ist es auch einschläfernd. Oder aufweckend, wenn es etwas heftiger rauscht als normal. Nach einer halben Stunde und einem Blick auf die Abstimmungsresultate in der Schweiz schlief ich erneut ein. Um acht, nach über 13 Stunden Schlaf, stand ich ausgeschlafen auf. Ich denke, ich habe den Jetlag mehr oder weniger überwunden.
Bewegung, stand auch am zweiten Tag in Princeville auf dem Program. Wandern hinüber nach
Unteres Hanalei Tal
Hanalei war angesagt. Nur in den USA ist das leichter gesagt als getan. Princeville ist ein eher nobles Ressort mit zig Golfplätzen. Hanalei hat eine Traumbucht. Hinter dem Ort ragen grüne Berge in die Höhe. Hanalei ist der Inbegriff eines tropischen Paradies. Es war auch immer wieder Drehort für Filme. Princeville und Hanalei liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Also müsste es hier doch einen tollen Wanderweg geben. Von Princeville, das etwas höher liegt, hinunter an den Pazifik. Aber weit gefehlt. Das ist europäisches Denken. Hawaii, das ist trotz allem immer noch die USA. Wer zu Fuss von Princeville nach Hanalei will - wer kommt schon auf eine so bescheuerte Idee - kann das gerne tun. Er muss einfach der Hauptstrasse folgen. Einen Gehsteig sucht der Wanderbegeisterte vergebens. Der Strassenrand ist schmal, rasch beginnt die dichte, grüne Vegetation. Besonders breit ist die Strasse auch nicht. Zwei amerikanisch-breite Fahrzeuge können kreuzen. Ist da noch ein Fussgänger am Rand, wird es aber langsam eng. Von Princeville aus führt die Strasse in einer grossen Linkskurve, der überwachsenen Klippe entlang hinunter zum Hanalei River. Über den kleinen Fluss führt eine einspurige Brücke. Es ist eine
Brücke über den Hanalei
stabile Metallkonstruktion. Als Belag dienen Holzbohlen. Diese Konstruktionsweise macht durchaus Sinn. Denn der träge dahinfliessende Fluss hat es in sich. Bei Starkniederschlägen, und die gibt es hier zur Genüge, kann er rasch anschwellen. Dabei kann er auch mal das Brückenniveau erreichen. So geschieht es auch mit schöner Regelmässigkeit, dass Hanalei vom Rest der Insel auf dem Landweg nicht mehr zu erreichen ist. Natürlich geht nicht gleich jedes Mal die Brücke den Bach runter. Aber die Strasse wird recht oft gesperrt. Denn nicht nur die Brücke ist eine Gefahr. Bei heftigem Regen kann es entlang der Strasse auch zu Erdrutschen kommen.
Taro-Feld
Nun, heute war es am Vormittag  schön, heiss und trocken. Gegen Mittag bildeten sich wie üblich über den Bergen im Inselzentrum erste Wolken. Diese dehnten sich langsam gegen Norden aus. So lag dann die Hanalei Bucht nicht mehr unter stahlblauem Himmel als ich kurz nach Mittag dort eintraf. Zuvor hatte ich noch einen Abstecher hinein ins Hanalei Valley unternommen. Hier wird Taro angebaut. Es ist eines der Grundnahrungsmittel der Inseln. Die ersten Siedler brachten die Pflanze aus ihrer polynesischen Heimat mit. Die Knollen und teilweise auch die Blätter werden gekocht und gegessen. Der Kochvorgang ist nötig. In roher Form enthält die Pflanze viel Oxalsäure, ist also leicht toxisch. Taro-Pflanzen benötigen viel Wasser, deshalb sind die flachen Gebiete beidseits der hawaiianischen Flüsse das ideale Anbaugebiet. 
Hanalei Pier
Zurück zur Hanalei Bucht. Diese ist halbmondförmig gegen Norden ausgerichtet. Obschon das Wetter nicht ganz optimal war, hatte es eine beachtliche Menge an Leuten, die sich aber recht gut verteilten. Ich ging zur Pier nahe am nordöstlichen Ende der Bucht. Leider war die Tageszeit nicht ideal um Fotos zu machen. Die Bucht lag im durch die Wolken diffusen Gegenlicht. Die Aufnahmen gelangen deshalb auch eher suboptimal. Ich machte mich auf den Rückweg entlang der Hauptstrasse. Ohne überfahren zu werden gelangte ich nach Princeville. 


Morgen wechsle ich den Standort. Von etwa 50 Meter über Meer geht es auf gut 1000. Von einer luxuriösen Ferienwohnung mit allen Extras gehts in eine einfache Hütte. Einige meiner Leser müssen jetzt sehr stark sein. Denn das Folgende dürfte sie erschrecken, ja könnte den einen oder anderen gar in den Wahnsinn treiben. Im Koke‘e Pnrovincial Park gibt es kein Internet, keinen Empfang für Smartphones und kein Fernsehen. Es wird also einen Moment dauern, bis ich den Blog weiterführe. Am Freitag werde ich aus dem Funkloch auftauchen und weiter an einem Blog schreiben, den eh keiner liest.

Freitag, 23. November 2018

Erste Eindrücke von Kaua‘i

Kaua‘i ist die grünste aller grossen Hawaii-Inseln. Sie liegt am weitesten im Norden und erhält deshalb die meisten Niederschläge. Die Fahrt vom Flughafen in Lihue nach Princeville im Norden der Insel dauert eine gute halbe Stunde. Üppiges Grün säumt die Strasse nachdem der dicht besiedelte Küstenstreifen zwischen Lihue und Kapa‘a hinter mir liegt. Hinter dem saftigen Grün der Bäume und Felder erheben sich die schroffen Felsen des vulkanischen Zentrums der Insel. Princeville, das ist ein ziemlich mondänes Ressort. Hier gibt es zahlreiche Luxushotels, mehrere
Aussicht von der SeaLounge
Golfplätze und unzählige Siedlungen mit Eigentumswohnungen. Hier habe ich für die ersten drei Nächte eine Wohnung in der SeaLounge-Überbauung gemietet. Und ich bin wieder einmal auf die amerikanische Art und Weise, Preise anzugeben, reingefallen. Auf Booking war SeaLounge J4 mit rund 400 $ für drei Tage ausgeschrieben. Die Angaben waren, wie immer in Nordamerika, ohne Steuer. Dass diese oben drauf geschlagen wird, ist normal, davon war ich ausgegangen. Aber was dann an zusätzlichen Kosten hinzu kam, hat dem Fass den Boden raus gesch
lagen. Es gab eine Cleaning fee, was noch halbwegs nachvollziehbar ist. Wobei, die war so hoch, dass eine Putzfrau in der Schweiz dafür wohl vier Stunden arbeiten würde. Hinzu kam eine Mid-Stay Cleaning fee, bei einem Aufenthalt von drei Tagen. Ich bin echt darauf gespannt, ob in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Reinemachefrau auftauchen und mehrere Stunden arbeiten wird.
Das Zentrum von Princeville eim Golfplatz
Kurzum, am Ende hatte sich der Preis verdoppelt. Ich kenne dafür nur einen Ausdruck: Abriss! Ich gebe zu, die Wohnung ist nett und die Einrichtung lässt keine Wünsche übrig. Der Ausblick ist atemberaubend. Der SeaLounge-Komplex liegt hoch über dem Pazifik. Der Sonnenaufgang muss prächtig sein. Alles in allem ist die Sache also halb so wild. Und im Urlaub sollte man ja nicht aufs Geld schauen. Bevor ich in der SeaLounge einzog, erledigte ich noch ein paar Einkäufe. Foodland ist für mich auf Hawaii die erste Adresse für Nahrungsmittel. Ich kaufte, was ich immer kaufe, wenn ich auf den Inseln eintreffe. Mein Einkaufskorb füllte sich mit Ahii-Poke, einer Art Salat vom rohen Thunfisch. Hinzu gesellten sich Macedamia-Nüsse, eine grosse Ananas, ein paar Mochies und Guavensaft. Hawaiianisches Bier und eine Flasche Ananas-Schaumwein 
Monschein über dem Pazifik
vervollständigten meine Einkäufe.  Nachdem ich meine Einkäufe sicher verstaut hatte, ging ich etwas spazieren. Bewegung ist ein gutes Mittel gegen den Jetlag. Ein solcher lässt sich bei einer Zeitverschiebung von elf Stunden nicht vermeiden. Ich wollte runter an den Strand. Der Weg erwies sich als steil. Aufgrund der Niederschläge der letzten Tage war er immer noch nass und rutschig. Ich entschied mich oberhalb der steilste Passage dazu, umzukehren. Auf dem Rückweg hatte ich bei einer extrem rutschigen Partie meine liebe Mühe. Ich glitt aus und fand mich auf Händen und Füssen wieder. Ohne mir die Kleider schmutzig zu machen raffte ich mich nach mehreren Versuchen auf. Der Boden von Kaua‘i ist im nassen Zustand extrem rutschig. Und nass ist es hier eigentlich immer. Nach einem kurzen Spaziergang in Richtung Zentrum von Princeville, einem Golfplatz, ging ich zurück in meine Unterkunft. Auf der Terrasse genoss ich nach Sonnenuntergang eine gute Mahlzeit: Macedamia-Nüsse, Guavensaft, Ahii Poke und Ananassekt. Der Urlaub fing gut an.

Wann beginnt ein Urlaub?


Die Flüge zwischen den Inseln, dass ist wie eine Art Busbetrieb. Alles ist durchdacht und beinahe im Sekundentakt vorgeplant. Das Boarding beginnt genau zum festgesetzten Zeitpunkt und ist so beendet, dass der Flieger pünktlich zurückstossen kann. Das war auch heute so. Die Boeing 717 rollte auf die Minute genau zum Start. Der Flug von Honolulu nach Lihue auf Kaua’i ist kurz. Ich habe mitgestoppt. Vom Moment, indem wir von Honolulu abhoben, bis wir in Lihue wieder Bodenkontakt hatten, vergingen 25 Minuten und 38 Sekunden. In dieser kurzen Zeit leistet die Kabinencrew hervorragendes. In der Economy
„Meine“ 717 am Gate in Honolulu
erhielt jeder Fluggast ein Wasser oder eine Saft gratis. Alkoholische Getränke konnten zusätzlich erworben werden. In der First erhielt jeder Flugast ei
n Getränk nach Wahl. Es blieb sogar noch Zeit für einen Refill. Dann ging's auch schon wieder hinunter. Vor dem Fenster von Sitz 1A taucht die Südküste Kaua’is auf. Wir waren zehn Minuten zu früh. Deshalb war unser Gate noch besetzt. Wir mussten einige Minuten auf dem Rollweg warten. Schliesslich war unser Parkplatz frei und wir konnten andocken. Lihue ist ein kleiner Flughafen. Alles ist nahe beieinander. Vom Flugzeug zur Gepäckausgabe brauchte ich knapp fünf Minuten. Weitere fünf Minuten später trafen die ersten Gepäckstücke ein. Es folgte die kurze Fahrt  zur Autovermietung. Dort bildete sich eine ansehnliche Schlange. Ich stellte mich an, nicht wissend, dass ich mit meinem neu erworbenen Hertz Gold Status direkt zum Wagen hätte gehen können. 20 Minuten hatte ich so verplempert. Nicht weiter schlimm, nun weiss ich es. Und spätestens als ich von der Anmietstation auf den Zubringer einbog begann er definitiv, mein Urlaub.


Das scheint eine recht einfache Frage zu sein, oder etwa doch nicht? Urlaub, der beginnt bereits
Start in Honolulu
mit der Planung. So könnte durchaus argumentiert werden. Urlaub, der beginnt, wenn am letzten Arbeitstag das Büro verlassen wird. Oder beginnt er, wenn der Urlauber das Heim hinter sich lässt, das Flugzeug besteigt oder am Ferienort ankommt. Eine scheinbar einfache Frage auf die es plötzlich viele Antworten gibt. Keine ist falsch, alle sind richtig, irgendwie. Für mich beginnt er in Stufen. Die ersten richtigen Feriengefühle kommen auf, wenn die Eingangstür von Quellenweg 6  hinter mir zufällt. Die zweite Phase beginnt, wenn ich die Türe des Hauses am oberen Ende der Belpbergstrasse abschliesse. Aber so richtig begonnen hat damit der erholsame Teil des Urlaubs noch nicht. Eine Reise um den halben Globus in gut 25 Stunden ist recht anstrengend. Begann mein Urlaub also gestern Abend mit dem Einchecken im Airporthotel Honolulu? Irgendwie war das der Fall und irgendwie auch nicht. Duschen, abliegen und einschlafen, in der Nacht einige Male aufwachen und am Morgen nur halb ausgeschlafen aufstehen, ist für mich noch nicht Urlaub. Das ist bloss ein letzter Zwischenstopp.
Landeanflug auf Lihue
Kurz nach 10 Uhr verliess ich das Hotel und ging zum Inter Island Terminal des Flughafens Honolulu. Der kurze Fussmarsch war trotz der bereits warmen Temperaturen erholsam. Vom Inter Island Terminal fliegt praktisch ausschliesslich Hawaiian Airlines. Ich nahm die Rolltreppe hoch in den Checkin-Bereich. Zuerst war ich mal verwirrt. Die Selfcheckin-Stationen waren noch dieselben wie letztes Jahr. Aber nun waren alle von Absperrungen umgeben und es gab jeweils nur einen Eingang für etwa zehn Stationen. Was wohl eine Beschleunigungsmassnahme für die Hauptsaison ist, sieht in der Nebensaison doch recht bescheuert aus. Einchecken, Gepäck abgeben und Sicherheitskontrolle lagen nach knapp zehn Minuten hinter mir. Ein Tipp, wer etwas mehr Gepäck hat, der fährt respektive fliegt mit Hawaiian besser, wenn er First bucht. Der Preisunterschied zur Economy ist nur unwesentlich grösser als die Kosten fürs Einchecken von zwei Gepäckstücken. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass Hawaiian recht grosszügige Handgepäckbestimmungen hat. Ein weiterer Vorteil von First ist nebst der Fastline bei der Sicherheitskontrolle der Loungezugang. Die Lounge für die Flüge zwischen den Inseln ist recht schwach bestückt. Sie hat aber zwei grosse Pluspunkte: Weiche Sitze und freies Internet.