Freitag, 30. November 2018

Zur Geologie Hawaii's


Es ist Abend in den Bergen. Regenprasselt auf das Dach der Hütte. Im Ofen lodert ein wärmendes Feuer. Auf dem Herd köchelt ein schmackhafter Eintopf vor sich hin. Was gibt es in der Situation schöneres als entspannt zu lesen. Nun, genau das habe ich getan. Unter anderem ein kleines Buch zur Geologie Kauai's. Es heisst "Kauai's Geologic History. A Simplified Overview". Es gibt einen guten Überblick der Geologie Kauai's und der langen Geschichte der Inselkette. Mich hat es dazu gebracht, für meinen Blog einen kleinen Beitrag zur Geologie Hawaii's zu verfassen. Der Beitrag ist eine Mischung zwischen einer Zusammenfassung des Buchs und meinem Vorwissen. Er ist also in keinster Weise eine wissenschaftliche Abhandlung. Er ist somit auch für den Teil der primären Zielgruppe meines Blogs lesbar, die keine Mittelschule besucht.

Hawaii, älter als die Dinosaurier?

Wie alt ist eigentlich Hawaii? Eine scheinbar einfache Frage. Nur welches Hawaii ist gemeint? Ist es die Insel Hawaii, d.h. die grösste der Inseln ganz im Süden der Kette. Ist es die Inselkette an sich, also die Insel Kauai? Die Inselkette ist noch länger und endet mit dem Kure-Atoll über 2500 Kilometer nordwestlich der Insel Hawaii. Überhaupt, was hat eine Insel wie Hawaii mit vier aktiven oder schlafenden Vulkanen mit einem flachen Korallenatoll zu tun, das nur wenige Meter über das Meer heraus ragt? Die Antwort liegt unter der Oberfläche des Ozeans, ja sie liegt unterhalb des Bodens des Ozeans, tief im Innern der Erde. Und sie beginnt nicht vor 30 Millionen Jahre mit Kure. Der Mechanismus, der die Inseln der Hawaii-Kette geschaffen hat und immer noch schafft war schon aktiv, als noch die Dinosaurier munter auf der Erde herumwanderten. Möglicherweise war er schon da, bevor der erste Dinosaurier das Licht der Erde erblickte.

Die Oberfläche unseres Planeten besteht aus Dutzenden grossen und kleineren Gesteinsplatten. Die Platten umfassen sowohl das Festland, wie die Ozeane. Die Platten schwimmen, grossen Schiffen gleich, auf einem weltumspannenden Ozean aus flüssigem Gestein. Dieses Magma-Meer - Magma ist die Bezeichnung für flüssiges Gestein das unter der Erdoberfläche ist - weist Strömungen auf. Aus dem Erdinnern steigt heisse Magma auf, fliesst vom Aufstiegspunkt weg und sinkt wieder in die tiefen Regionen des Erdmantels ab, wenn sie sich etwas ausgekühlt hat. Die Bewegung ist durchaus mit den bekannten Meeresströmungen vergleichbar. Sie ist um vieles langsamer als diese aber umso mächtiger und kräftiger. Diese glühend heisse Magma-Strömung reisst die Platten mit sich. Doch die Strömung ist nicht überall gleich stark, verläuft nicht überall in dieselbe Richtung. Die Folge ist, dass die Platten an einigen Orten auf der Erde aneinander vorbeischrammen, was zu heftigen Erdbeben führen kann. Kalifornien ist hier ein Beispiel. An anderen Orten driften die Platten auseinander, Ozeane entstehen und in die Spalte zwischen den Platten dringt Magma ein. Der mittelatlantische Rücken ist ein Beispiel hierfür mir den Vulkanen von Island. Wieder an anderen Orten werden zwei Platten gegeneinander gedrückt. Sind beides dicke Festlandplatten so überschieben sich diese und lassen gewaltige Gebirge in die Höhe wachsen, wie etwa den Himalaya. Trifft eine ozeanische Platte auf eine Festlandplatte, so wird die ozeanische Platte vom schieren Gewicht der Festlandplatte in die Tiefen des Erdmantels hinunter gedrückt. Dort löst sie sich langsam auf und wird schliesslich eins mit dem Magma des Mantels. Auch bei diesem Prozess entstehen riesige Gebirgsketten mit zahlreichen Vulkanen. Ein Beispiel hierfür sind die Anden. Wenn zwei ozeanische Platten aufeinandertreffen, wir auch eine unter die andere geschoben. Hier entstehen vulkanreiche Inselbögen und vor diesen Bögen tiefe Meeresgräben. Ein Beispiel hierfür sind die Aleuten und die Kurilen im Norden des Pazifiks. Dieser ewige Kreislauf der Platten ist Ursprung des meisten Festlands das wir kennen, egal ob grosser Kontinent oder kleine Insel. Aber mit diesem Mechanismus allein lassen sich die Hawaii-Inseln nicht erklären.

Die Vulkane der Hawaii-Inseln, einige der massereichsten Vulkane der Erde liegen an einem Ort, an dem sie eigentlich gar nicht sein dürften. Sie sind mitten auf der pazifischen Platte. Und in der Mitte von Platten, und die pazifische Platte ist die grösste Platte überhaupt, sollte es eigentlich keine Vulkane geben. Nun, dem ist nicht so. Was ist also dann der Ursprung dieser paradiesischen Inseln?

Die etwas metaphorische Antwort lautet: Das Feuer der Hölle hat dieses Paradies erschaffen. Nun, etwas profaner und wissenschaftlicher ausgedrückt, ein sogenannter Plume ist der Ursprung der Inseln. Ein Plume, das ist ein Strom extremheisser Magma, die direkt aus den oberen Bereichen des Erdkerns an die Erdoberfläche durchbricht. Ein solcher Plume ist lokal begrenzt und hat keine grosse Ausdehnung. Man spricht auch von einem Hotspot. Er solcher kann über Millionen von Jahren am selben Ort bleiben. Er spielt auch keine grosse Rolle bei der Bewegung der Platten. Plumes, es gibt einige davon, finden sich meist weit weg von den Plattenrändern. Doch zurück zu unserem Plume inmitten des Pazifiks. Es gibt ihn schon lange, mindestens 90 Millionen Jahre lang. Woher wir das wissen? Nun, der Hotspot ist stabil, immer am selben Ort. Gleichzeitig wird die pazifische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 8 cm pro Jahr über den Plume nach West-Nordwest geschoben. 8 cm pro Jahr, das tönt nach nichts. Doch in einer Million Jahre sind das 80 Kilometer. Über dem Hotspot entstehen auf der pazifischen Platte neue Inseln. Diese werden höher und höher. Doch gleichzeitig werden sie von der Platte immer weiter vom Hotspot entfernt. irgendeinmal sind sie so weit weg, dass die die Verbindung zum Plume abreist. Der Vulkanismus erlischt. Die Inseln entfernen sich immer weiter vom Hotspot und verschwinden schliesslich gänzlich im Ozean. Was dabei entstand,  ist eine lange Kette von Inseln, die sich von Hawaii bis zu einem untermeerischen Berg vor den Kurilen im äussersten Osten Sibiriens zieht. Und eben dieser Berg war vor über 85 Millionen Jahren ein aktiver Vulkan. Woher man das weiss. Nun, das lässt sich am Zerfall von radioaktiven Isotopen messen, aber das würde hier zu weit führen. Wahrscheinlich ist aber der Hotspot der heute unter Hawaii liegt schon länger aktive, denn die pazifische Platte taucht vor den Kurilen unter die eurasische Platte. Die älteren Vulkane befinden sich also bereits irgendwo im Erdmantel und sind teilweise schon wieder zu flüssigem Gestein geworden. Das tönt jetzt alles stimmig und logisch. Aber es gibt doch ein paar Fragezeichen. Zum eine ist da ein Knick in der Inselkette. Das jüngere Ende der Kette ist west-nordwestlich ausgerichtet. Das ältere Ende verläuft praktisch schurgerade nach Norden. Der Knick fand etwa vor 43 Millionen Jahren statt. Was damals geschah, wissen wir nicht. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die pazifische Platte plötzlich ihre Bewegungsrichtung gewechselt hat. So ein einschneidendes Ereignis hätte überall um den Pazifik Spuren hinterlassen. Also war der Plume in der fernen Vergangenheit wohl doch nicht so stationär wie er es heute ist. Und es gibt noch eine zweite Entwicklung. Der Plume wird offenbar stärker. Es ist heut möglich, zu berechnen, wie viel Magam der Plume durchschnittlich pro Jahr an die Erdoberfläche gefördert hat. Es ist in den letzten 20 Millionen Jahren immer mehr geworden. Die Inseln wurden grösser, höher und bestanden länger. So viel Magma wie in den beiden letzten Millionen Jahren wurde in der bekannten beinahe 90 Millionen Jahre alten Geschichte der Hawaii-Inseln noch nie gefördert.

Wie eine Hawaii-Insel entsteht

Wir befinden uns in 6000 Meter. Vor uns liegt der jungfräulich Boden des pazifischen Ozeans. Wir sehen den natürlich nicht, denn um uns herum ist es stockdunkel. In den letzten 100'000 JAhren hat sich unser Aufenthaltsort mit der pazifischen Platte in den Bereich des Plume verschoben. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. den genau jetzt durchbricht der Plume den Ozeanboden. Wir sehen das rote Magma, das sich auf dem Ozeanboden verteilt. Nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen ist der Ausbruch vorbei. Es ist wieder tiefstes Schwarz um uns herum. In den Tiefen des Pazifik aber ist ein kleiner noch unscheinbarer Hügel entstanden. Was wir gesehen haben, wird sich in den nächsten Jahrzehnten und Jahrtausenden regelmässig wiederholen. Der Hügel wird zu einem Berg ja zu einem Gebirge und strebt langsam aber sicher der Oberfläche des Ozeans entgegen. Sie wachsen schnell, die hawaiianischen Vulkane, nicht in menschlichen Zeiträumen aber in geologischen. Nach 300'000 bis 500'000 Jahren durchbricht der Vulkan erstmals die Oberfläche des Ozeans. Es braucht einige Ausbrüche, bis sich die neue Insel stabilisiert hat und nicht gleich wieder Opfer der hohen Wellen des Pazifiks wird. Dieses schnelle Wachstum geht auf Kosten der Stabilität. Ich werde noch darauf zurückkommen. Aber zuerst erfreuen wir uns der neuen, noch vegetationslosen Insel, die vor uns aufgetaucht ist. Die Ausbrüche gehen weiter, die Insel wächst in die Höhe. Vulkane, die nahe beieinander liegen wachsen zu einer Insel zusammen. So besteht die Insel Hawaii aus nicht weniger als fünf Vulkanen.  Ein sechster ist im Westen der Insel bereits wieder im Ozean verschwunden. südlich der Insel wächst bereits ein neuer Heran, der Loihi, der sich wohl einmal mit Hawaii vereinigen wird. Doch zurück zu unserem Vulkan. Der bricht in regelmässigen Abständen aus und lässt die Insel weiter in die Höhe wachsen. Mit den Hawaii-Vulkanen ist es wie mit Eisbergen, der grösste Teil der Masse liegt unter dem Meer. Bei der Insel Hawaii sind es etwa 95%, bei Kauai gar gegen 99%. Ein Grund ist natürlich, dass die Inseln von unten her aufgebaut sind, also eine kegelartige Form aufweisen. Aber es gibt noch einen zweiten Effekt. Die Vulkane haben ein grosses Gewicht. Dieses drückt auf die relativ dünne pazifische Platte. Diese wird durch das schiere Gewicht der Vulkane nach unten gedrückt. Je mehr unser Vulkan in die Höhe wächst, desto mehr sinkt die Insel gleichzeitig in die Tiefe ab. Für den Moment wird aber noch genügend Magma ausgeworfen, so dass die Insel weiter wachsen kann. Während die Insel grösser und grösser wird, wandert sie über den Hotspot immer weiter in westlich-nordwestlicher Richtung. Sie verlässt langsam den Bereich des Hotspots. Die Verbindungen zur Plume werden kleiner. Es tritt weniger Magma an die Oberfläche. Die Insel hört auf zu wachsen sie reicht nun bis in eine Höhe von 4000 Meter. Seit wir den ersten Lichtschimmer in den Tiefen des Ozeans gesehen haben, sind gerade einmal 1,5 Millionen Jahre vergangen.

Wie eine Insel wieder verschwindet

Noch ist der Vulkan nicht gänzlich erloschen. Nach wie vor gibt es kleinere Ausbrüche. Dies kann noch eine geraume Zeit lang dauern. Auf Kauai fand der letzte Ausbruch vor etwa 150'000 Jahren statt, also fünf Millionen Jahre nachdem die Insel den Pazifik durchbrach. In dem Moment indem der Kontakt zum Plume abreisst, kann es tief unter einer Insel noch sehr grosse Magmakammern haben, die sich dann über einen sehr langen Zeitraum weiter entleeren. Aber diese Ausbrüche sind nur noch ein schwacher Abklatsch der grossen Ausbrüche, als die Insel noch wuchs. Und irgendeinmal sind auch diese Ausbrüche vorbei. Das Gewicht der Insel hat dazu geführt, dass die pazifische Platte immer weiter eingedellt wurde. So ist Kauai in den letzen vier Millionen Jahren um gut 1000 Meter in den Pazifik abgesunken. Die alte Küstenlinie liegt also bereits wieder tief im Meer. Woher man das weiss? Nun, die Hangneigung derjenigen Inselteile, die über dem Meeresspiel entstanden ist flacher als diejenige des Teils der Insel, der untermeerisch entstanden ist. Doch auch andere Kräfte setzen der Insel zu. Die Insel ist schnell gewachsen, deshalb ist sie nicht sonderlich stabil. Hinzu kommen RIsse, Spalten und Schwachstellen, die im Laufe der Zeit grösser werden. Es kann zu Rutschungen gigantischen Ausmasses kommen. So fehlt z.B. ein grosser Teil der nördlichen Landmasse der Insel Molokai. Dieser ist vor geraumer Zeit in einem katastrophalen Ereignis in den Pazifik abgerutscht. die Trümmer finden sich dutzende Kilometer vor der heutigen Küste der Insel. Die Rutschung muss einen Tsunami ausgelöst haben, der alles in den Schatten stellt, was wir bisher gesehen haben. Wasser trägt das seine dazu bei, dass die Inseln an Masse verlieren. Regenwasser führt zur kontinuierlichen Erosion der Inseln. Insbesondere im Nordosten, dort wo die Passatwinde auf die Inseln treffen. Es entstehen steile, tiefe V-Täler. Beim grössten Tal auf den Inseln, dem Waimea-Canyon auf Kauai, war aber mehr im Spiel als nur Wasser. Offenbar gab es in der Frühzeit Kauai's eine heftige Rutschung. Nicht einer so katastrophalen wie auf Molokai, aber doch einer solchen, die dazu geführt hat, dass der Westteil der Insel um mehrere hundert Meter absackte. Da sie damals noch in der Wachstumsphase war, haben die nachfliesenden Magmen mit der Zeit den Schaden ausgeglichen. Was aber blieb, war eine ausgeprägte Störung dort, wo die alten Laven von vor der Rutschung auf die neuen Laven treffen. Und genau an dieser Schwachstelle entstand der Waimea Canyon. Nebst dem Wasser hat auch die in der feuchten Umgebung üppig gedeihende Vegetation eine stark errosive Wirkung. Die Wurzeln sprengen das Gestein und lockern den Boden, so dass das Wasser leichtes Spiel hat. Die Insel wird niedriger und irgendeinmal ist sie nicht mehr hoch genug, um die Passartwinde zum abregnen zu bringen. Es wird trockener, die Vegetation geht zurück. Eine andere Gewalt nagt aber weiter unnachgiebig an den Fundamenten der Insel. Es ist der Pazifik selbst. Im Winter treffen auf die Nordwestküste Kauai's regelmässig Wellen mit einer Höhe von acht bis zehn Metern. Sie tragen die Insel weiter an. Und doch, in all diesem Niedergang entsteht etwas Neues: Korallen. Die ersten haben sich angesiedelt kaum war die Insel aus den Fluten des Pazifiks aufgetaucht. Die stetigen Lavaflüsse ins Meer hatten ihr Wachstum behindert. Nun, nachdem die Vulkane erloschen sind, gedeihen die Korallen prächtig in den warmen Wassern des Pazifik. Zwar sinkt die Insel noch immer weiter ab, aber die Korallen können problemlos  Schritt halten. Schlisslich haben Wellen und Regen auch den letzten Überrest der ehemals stolzen Insel abgetragen. Seitdem sie den Ozean durchbrochen hat, sind mehr als zehn Millionen Jahre vergangen. Zurück bleibt ein Atoll, eine runde Struktur von Korallen, die an einigen Stellen einige wenige Meter über den Meeresspiel hinaus ragt. Die Insel wandert über Jahrmillionen weiter in Richtung West-Nordwest. Dabei sinkt die Basis immer weiter ab. Jetzt ist nicht mehr das Gewicht des immer noch beachtlichen Vulkanrumpfs dafür verantwortlich. Hier wurde ein Gleichgewicht erreicht. Der Grund ist ein anderer. Da sich die pazifische Platte unter die Eurasische schiebt, wird das Meer immer tiefer, je näher es den Kurilen kommt. Das ist noch nicht weiter schlimm, denn das Absinken ist ein sehr gemächliches, die Korallen können das problemlos kompensieren. Doch eines Tages ist das vorbei. Die Überreste der Insel sind weit nach Norden gedriftet. Hier ist das Wasser zu kalt für die Korallen. Die wachsen nicht mehr. Das Atoll kann den Wellen nicht mehr standhalten und verschwindet, während der Inselrumpf von der pazifischen Platte immer weiter in die Tiefe gezogen wird.

Sonntag, 25. November 2018

Erholen im Norden Kauai‘s

Die beiden ersten Tage auf Hawaii sollte man, bei aller Insel-Romantik, doch eher gemächlich angehen. Irgendeinmal meldet sich unweigerlich der Jetlag. Plötzlich ist eine bleierne Müdigkeit da, zu einer völlig ungewohnten Zeit. Mitten in der Nacht liegt man unvermittelt wach im Bett und kann nicht mehr Einschlafen. Und schliesslich gerät auch die Verdauung kurzzeitig aus dem Trott. Die ersten beiden Tage eine Hawaii-Urlaubs sollen also dazu dienen, den Körper auf die richtige Zeit einzustellen. Konkret heisst das: Viel draussen an der Sonne sein, viel Bewegung, Schlafen nur bei Nacht und nicht zu schwer essen.

Nun, eigentlich begann alles recht vielversprechend. Am ersten Abend fühlte ich mich nicht allzu müde. Ich ging erst gegen halb neun Schlafen. Wer das jetzt früh findet, der soll bedenken, dass dies halb acht Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit entspricht. Wie erwartet klappte es mit dem Durchschlafen nicht. Ich erwachte öfters und um halb vier war ich dann überhaupt nicht mehr müde. Ich verfolgte im Live-Ticker die Streethockeyspiele in der Schweiz. Danach gelang es mir, noch mal für zwei Stunden zu schlafen.
Im Mahagoni-Hain
Mein ursprünglicher Plan für Samstag war der Power Line Trail. Das ist ein Weg, der von Princeville quer durch die Insel nach Süden führt. Landschaftlich soll er sehr interessant  sein. Nun, es war ein Weg. Die jüngsten, nur wenige Tage alten Rezensionen im Internet waren klar. Der Weg ist hoffnungslos überwachsen und nicht mehr zu begehen. Ich brauchte also einen Plan B, denn etwas Bewegung wollte ich auf alle Fälle. Ich entschied mich für eine Art Wanderung, die ich schon vor zwei Jahren gemacht hatte. Der Wai Koa Loop Trail ist ein etwa sechs Kilometer langer Rundweg auf den Ländereien der Wai Koa Plantage. Auf dieser Plantage wird vor allem Mahagoni angebaut. Es ist die grösste Mahagoni Plantage der USA und eine der grössten der Welt. Der Weg verläuft während langen Strecken durch den Wald. Er ist feucht, an viele Stellen sogar sumpfig. Deshalb ist der Loop Trail etwas mehr als ein Spaziergang aber doch keine wirkliche Wanderung. Dort wo die Wegschlaufe am weitesten vom Einstieg entfern ist, verläuft der Weg über mehr oder weniger offenes, savannenartiges Gelände. Hier bietet sich ein schöner Ausblick auf die Berge Kauai‘s. 

Nach rund 90 Minuten war ich wieder am Ausgangspunkt. Meine vormals schwarzen
Fischteich auf der Wai Koa Plantage
Gummistiefel hatten die brau-rötliche Färbung der Erde Kauai‘s angenommen. Ich spritze sie mit einem Schlauch ab und stellte sie vor meinem Wagen an die heisse hawaiianische Sonne. Gleich neben dem Parkplatz fand ein Farmers Markt statt. Der ist vergleichbar mit einem Wochenmarkt auf dem Dorf in der Schweiz. Die Stände sind kleiner, da es hier wohl nur wenige Zwischenhändler gibt. Die meisten der Verkäufer sind also die Produzenten oder Angestellte der Produzenten. Zwei Leute unterhalten die Marktbesucher mit Gitarrengeklimper. Der Markt ist nicht gross, vielleicht vierzig Meter lang, bloss zwei Reihen von Ständen. Einer bietet, vakuumiert und mit Eiswürfeln bedeckt, Biofleisch aus eigener Produktion an. An zwei Ständen gibt es selber gemachte Kosmetika. An einem werden Kräutermischungen und Tees verkauft. Andernorts können selbst gemachte Pastasaucen erworben werden. Einer verkauft Ananas-Eis und eine Frau bietet selbst gebackenen Kuchen an. An den meisten Ständen gibt es aber Früchte und Gemüse zu kaufen. Mehrere Sorten Avocados stehen beinahe Überall im Angebot, ebenso Orangen, Mandarinen und Grapefruits. Alles frisch geerntet. Bananen in allen Grössen, verschiedene Sorten Mangos, reife Sternfrüchte und natürlich Ananas runden das Bild ab. Ich kaufe mir ein paar Apfelbananen, zwei kleine Mangos, zwei Sternfüchte, eine grosse Orange, eine Tüte Rambutan, eine Flasche Hibiskus-Limonade und eine Tüte mit selbst gemachten Frühstücksflocken. Ich kehre nach gut 20 Minuten zu meinem Wagen zurück. Die Stiefel sind schon trocken, aussen wie innen. Nach einem Stopp im Foodland von Princeville bin ich gegen 14 Uhr zurück in der SeaLounge. Und dann schlägt er erbarmungslos zu, der Jetlag. Aus dem Nicht befällt mich eine bleierne Müdigkeit. Doch ich darf jetzt nicht einschlafen, denn dann würde sich mein Schlafe-Wach-Rhythmus nicht auf die lokale Zeit einstellen. Ich esse, lese und trinke, immer gegen den Schlaf ankämpfend. Irgendwie überstehe ich den Nachmittag ohne einzuschlafen. Um 18 Uhr, die Sonne ist eben untergegangen, aber es ist noch hell, kapituliere ich. Ich lege mich schlafen. 


Nun, im Nachhinein war das wohl der richtige Zeitpunkt. Ich erwachte einmal kurz vor Mitternacht uns einmal so um drei Uhr, konnte aber rasch wieder einschlafen. Um sechs weckten mich die Wellen. Die SeaLounge liegt gut 50 Meter über einer langgezogenen Bucht. Das Rauschen der Wellen ist angenehm, es erinnert an das Rauschen der Bäche und Wasserfälle im Gebirge. Irgendwie ist es auch einschläfernd. Oder aufweckend, wenn es etwas heftiger rauscht als normal. Nach einer halben Stunde und einem Blick auf die Abstimmungsresultate in der Schweiz schlief ich erneut ein. Um acht, nach über 13 Stunden Schlaf, stand ich ausgeschlafen auf. Ich denke, ich habe den Jetlag mehr oder weniger überwunden.
Bewegung, stand auch am zweiten Tag in Princeville auf dem Program. Wandern hinüber nach
Unteres Hanalei Tal
Hanalei war angesagt. Nur in den USA ist das leichter gesagt als getan. Princeville ist ein eher nobles Ressort mit zig Golfplätzen. Hanalei hat eine Traumbucht. Hinter dem Ort ragen grüne Berge in die Höhe. Hanalei ist der Inbegriff eines tropischen Paradies. Es war auch immer wieder Drehort für Filme. Princeville und Hanalei liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Also müsste es hier doch einen tollen Wanderweg geben. Von Princeville, das etwas höher liegt, hinunter an den Pazifik. Aber weit gefehlt. Das ist europäisches Denken. Hawaii, das ist trotz allem immer noch die USA. Wer zu Fuss von Princeville nach Hanalei will - wer kommt schon auf eine so bescheuerte Idee - kann das gerne tun. Er muss einfach der Hauptstrasse folgen. Einen Gehsteig sucht der Wanderbegeisterte vergebens. Der Strassenrand ist schmal, rasch beginnt die dichte, grüne Vegetation. Besonders breit ist die Strasse auch nicht. Zwei amerikanisch-breite Fahrzeuge können kreuzen. Ist da noch ein Fussgänger am Rand, wird es aber langsam eng. Von Princeville aus führt die Strasse in einer grossen Linkskurve, der überwachsenen Klippe entlang hinunter zum Hanalei River. Über den kleinen Fluss führt eine einspurige Brücke. Es ist eine
Brücke über den Hanalei
stabile Metallkonstruktion. Als Belag dienen Holzbohlen. Diese Konstruktionsweise macht durchaus Sinn. Denn der träge dahinfliessende Fluss hat es in sich. Bei Starkniederschlägen, und die gibt es hier zur Genüge, kann er rasch anschwellen. Dabei kann er auch mal das Brückenniveau erreichen. So geschieht es auch mit schöner Regelmässigkeit, dass Hanalei vom Rest der Insel auf dem Landweg nicht mehr zu erreichen ist. Natürlich geht nicht gleich jedes Mal die Brücke den Bach runter. Aber die Strasse wird recht oft gesperrt. Denn nicht nur die Brücke ist eine Gefahr. Bei heftigem Regen kann es entlang der Strasse auch zu Erdrutschen kommen.
Taro-Feld
Nun, heute war es am Vormittag  schön, heiss und trocken. Gegen Mittag bildeten sich wie üblich über den Bergen im Inselzentrum erste Wolken. Diese dehnten sich langsam gegen Norden aus. So lag dann die Hanalei Bucht nicht mehr unter stahlblauem Himmel als ich kurz nach Mittag dort eintraf. Zuvor hatte ich noch einen Abstecher hinein ins Hanalei Valley unternommen. Hier wird Taro angebaut. Es ist eines der Grundnahrungsmittel der Inseln. Die ersten Siedler brachten die Pflanze aus ihrer polynesischen Heimat mit. Die Knollen und teilweise auch die Blätter werden gekocht und gegessen. Der Kochvorgang ist nötig. In roher Form enthält die Pflanze viel Oxalsäure, ist also leicht toxisch. Taro-Pflanzen benötigen viel Wasser, deshalb sind die flachen Gebiete beidseits der hawaiianischen Flüsse das ideale Anbaugebiet. 
Hanalei Pier
Zurück zur Hanalei Bucht. Diese ist halbmondförmig gegen Norden ausgerichtet. Obschon das Wetter nicht ganz optimal war, hatte es eine beachtliche Menge an Leuten, die sich aber recht gut verteilten. Ich ging zur Pier nahe am nordöstlichen Ende der Bucht. Leider war die Tageszeit nicht ideal um Fotos zu machen. Die Bucht lag im durch die Wolken diffusen Gegenlicht. Die Aufnahmen gelangen deshalb auch eher suboptimal. Ich machte mich auf den Rückweg entlang der Hauptstrasse. Ohne überfahren zu werden gelangte ich nach Princeville. 


Morgen wechsle ich den Standort. Von etwa 50 Meter über Meer geht es auf gut 1000. Von einer luxuriösen Ferienwohnung mit allen Extras gehts in eine einfache Hütte. Einige meiner Leser müssen jetzt sehr stark sein. Denn das Folgende dürfte sie erschrecken, ja könnte den einen oder anderen gar in den Wahnsinn treiben. Im Koke‘e Pnrovincial Park gibt es kein Internet, keinen Empfang für Smartphones und kein Fernsehen. Es wird also einen Moment dauern, bis ich den Blog weiterführe. Am Freitag werde ich aus dem Funkloch auftauchen und weiter an einem Blog schreiben, den eh keiner liest.

Freitag, 23. November 2018

Erste Eindrücke von Kaua‘i

Kaua‘i ist die grünste aller grossen Hawaii-Inseln. Sie liegt am weitesten im Norden und erhält deshalb die meisten Niederschläge. Die Fahrt vom Flughafen in Lihue nach Princeville im Norden der Insel dauert eine gute halbe Stunde. Üppiges Grün säumt die Strasse nachdem der dicht besiedelte Küstenstreifen zwischen Lihue und Kapa‘a hinter mir liegt. Hinter dem saftigen Grün der Bäume und Felder erheben sich die schroffen Felsen des vulkanischen Zentrums der Insel. Princeville, das ist ein ziemlich mondänes Ressort. Hier gibt es zahlreiche Luxushotels, mehrere
Aussicht von der SeaLounge
Golfplätze und unzählige Siedlungen mit Eigentumswohnungen. Hier habe ich für die ersten drei Nächte eine Wohnung in der SeaLounge-Überbauung gemietet. Und ich bin wieder einmal auf die amerikanische Art und Weise, Preise anzugeben, reingefallen. Auf Booking war SeaLounge J4 mit rund 400 $ für drei Tage ausgeschrieben. Die Angaben waren, wie immer in Nordamerika, ohne Steuer. Dass diese oben drauf geschlagen wird, ist normal, davon war ich ausgegangen. Aber was dann an zusätzlichen Kosten hinzu kam, hat dem Fass den Boden raus gesch
lagen. Es gab eine Cleaning fee, was noch halbwegs nachvollziehbar ist. Wobei, die war so hoch, dass eine Putzfrau in der Schweiz dafür wohl vier Stunden arbeiten würde. Hinzu kam eine Mid-Stay Cleaning fee, bei einem Aufenthalt von drei Tagen. Ich bin echt darauf gespannt, ob in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Reinemachefrau auftauchen und mehrere Stunden arbeiten wird.
Das Zentrum von Princeville eim Golfplatz
Kurzum, am Ende hatte sich der Preis verdoppelt. Ich kenne dafür nur einen Ausdruck: Abriss! Ich gebe zu, die Wohnung ist nett und die Einrichtung lässt keine Wünsche übrig. Der Ausblick ist atemberaubend. Der SeaLounge-Komplex liegt hoch über dem Pazifik. Der Sonnenaufgang muss prächtig sein. Alles in allem ist die Sache also halb so wild. Und im Urlaub sollte man ja nicht aufs Geld schauen. Bevor ich in der SeaLounge einzog, erledigte ich noch ein paar Einkäufe. Foodland ist für mich auf Hawaii die erste Adresse für Nahrungsmittel. Ich kaufte, was ich immer kaufe, wenn ich auf den Inseln eintreffe. Mein Einkaufskorb füllte sich mit Ahii-Poke, einer Art Salat vom rohen Thunfisch. Hinzu gesellten sich Macedamia-Nüsse, eine grosse Ananas, ein paar Mochies und Guavensaft. Hawaiianisches Bier und eine Flasche Ananas-Schaumwein 
Monschein über dem Pazifik
vervollständigten meine Einkäufe.  Nachdem ich meine Einkäufe sicher verstaut hatte, ging ich etwas spazieren. Bewegung ist ein gutes Mittel gegen den Jetlag. Ein solcher lässt sich bei einer Zeitverschiebung von elf Stunden nicht vermeiden. Ich wollte runter an den Strand. Der Weg erwies sich als steil. Aufgrund der Niederschläge der letzten Tage war er immer noch nass und rutschig. Ich entschied mich oberhalb der steilste Passage dazu, umzukehren. Auf dem Rückweg hatte ich bei einer extrem rutschigen Partie meine liebe Mühe. Ich glitt aus und fand mich auf Händen und Füssen wieder. Ohne mir die Kleider schmutzig zu machen raffte ich mich nach mehreren Versuchen auf. Der Boden von Kaua‘i ist im nassen Zustand extrem rutschig. Und nass ist es hier eigentlich immer. Nach einem kurzen Spaziergang in Richtung Zentrum von Princeville, einem Golfplatz, ging ich zurück in meine Unterkunft. Auf der Terrasse genoss ich nach Sonnenuntergang eine gute Mahlzeit: Macedamia-Nüsse, Guavensaft, Ahii Poke und Ananassekt. Der Urlaub fing gut an.

Wann beginnt ein Urlaub?


Die Flüge zwischen den Inseln, dass ist wie eine Art Busbetrieb. Alles ist durchdacht und beinahe im Sekundentakt vorgeplant. Das Boarding beginnt genau zum festgesetzten Zeitpunkt und ist so beendet, dass der Flieger pünktlich zurückstossen kann. Das war auch heute so. Die Boeing 717 rollte auf die Minute genau zum Start. Der Flug von Honolulu nach Lihue auf Kaua’i ist kurz. Ich habe mitgestoppt. Vom Moment, indem wir von Honolulu abhoben, bis wir in Lihue wieder Bodenkontakt hatten, vergingen 25 Minuten und 38 Sekunden. In dieser kurzen Zeit leistet die Kabinencrew hervorragendes. In der Economy
„Meine“ 717 am Gate in Honolulu
erhielt jeder Fluggast ein Wasser oder eine Saft gratis. Alkoholische Getränke konnten zusätzlich erworben werden. In der First erhielt jeder Flugast ei
n Getränk nach Wahl. Es blieb sogar noch Zeit für einen Refill. Dann ging's auch schon wieder hinunter. Vor dem Fenster von Sitz 1A taucht die Südküste Kaua’is auf. Wir waren zehn Minuten zu früh. Deshalb war unser Gate noch besetzt. Wir mussten einige Minuten auf dem Rollweg warten. Schliesslich war unser Parkplatz frei und wir konnten andocken. Lihue ist ein kleiner Flughafen. Alles ist nahe beieinander. Vom Flugzeug zur Gepäckausgabe brauchte ich knapp fünf Minuten. Weitere fünf Minuten später trafen die ersten Gepäckstücke ein. Es folgte die kurze Fahrt  zur Autovermietung. Dort bildete sich eine ansehnliche Schlange. Ich stellte mich an, nicht wissend, dass ich mit meinem neu erworbenen Hertz Gold Status direkt zum Wagen hätte gehen können. 20 Minuten hatte ich so verplempert. Nicht weiter schlimm, nun weiss ich es. Und spätestens als ich von der Anmietstation auf den Zubringer einbog begann er definitiv, mein Urlaub.


Das scheint eine recht einfache Frage zu sein, oder etwa doch nicht? Urlaub, der beginnt bereits
Start in Honolulu
mit der Planung. So könnte durchaus argumentiert werden. Urlaub, der beginnt, wenn am letzten Arbeitstag das Büro verlassen wird. Oder beginnt er, wenn der Urlauber das Heim hinter sich lässt, das Flugzeug besteigt oder am Ferienort ankommt. Eine scheinbar einfache Frage auf die es plötzlich viele Antworten gibt. Keine ist falsch, alle sind richtig, irgendwie. Für mich beginnt er in Stufen. Die ersten richtigen Feriengefühle kommen auf, wenn die Eingangstür von Quellenweg 6  hinter mir zufällt. Die zweite Phase beginnt, wenn ich die Türe des Hauses am oberen Ende der Belpbergstrasse abschliesse. Aber so richtig begonnen hat damit der erholsame Teil des Urlaubs noch nicht. Eine Reise um den halben Globus in gut 25 Stunden ist recht anstrengend. Begann mein Urlaub also gestern Abend mit dem Einchecken im Airporthotel Honolulu? Irgendwie war das der Fall und irgendwie auch nicht. Duschen, abliegen und einschlafen, in der Nacht einige Male aufwachen und am Morgen nur halb ausgeschlafen aufstehen, ist für mich noch nicht Urlaub. Das ist bloss ein letzter Zwischenstopp.
Landeanflug auf Lihue
Kurz nach 10 Uhr verliess ich das Hotel und ging zum Inter Island Terminal des Flughafens Honolulu. Der kurze Fussmarsch war trotz der bereits warmen Temperaturen erholsam. Vom Inter Island Terminal fliegt praktisch ausschliesslich Hawaiian Airlines. Ich nahm die Rolltreppe hoch in den Checkin-Bereich. Zuerst war ich mal verwirrt. Die Selfcheckin-Stationen waren noch dieselben wie letztes Jahr. Aber nun waren alle von Absperrungen umgeben und es gab jeweils nur einen Eingang für etwa zehn Stationen. Was wohl eine Beschleunigungsmassnahme für die Hauptsaison ist, sieht in der Nebensaison doch recht bescheuert aus. Einchecken, Gepäck abgeben und Sicherheitskontrolle lagen nach knapp zehn Minuten hinter mir. Ein Tipp, wer etwas mehr Gepäck hat, der fährt respektive fliegt mit Hawaiian besser, wenn er First bucht. Der Preisunterschied zur Economy ist nur unwesentlich grösser als die Kosten fürs Einchecken von zwei Gepäckstücken. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass Hawaiian recht grosszügige Handgepäckbestimmungen hat. Ein weiterer Vorteil von First ist nebst der Fastline bei der Sicherheitskontrolle der Loungezugang. Die Lounge für die Flüge zwischen den Inseln ist recht schwach bestückt. Sie hat aber zwei grosse Pluspunkte: Weiche Sitze und freies Internet.


UA 1670, United arbeitet an ihrem Ruf

Die US-Fluglinie United Airlines hat nicht den besten Ruf. Da werden schon mal Passagiere mit Gewalt aus dem Flugzeug geschmissen und die Freundlichkeit des Personals lasse auch zu wünschen übrig. Nun, bisher hatte ich mit United, von ein paar Verspätungen abgesehen, keine Probleme. Der Flug von San Francisco nach Honolulu war pünktlich. Doch was die Crew, oder Teile davon, boten, ist durchaus nicht geeignet, den Ruf von United zu verbessern. Es begann beim Boarden. Der Flug war ausgebucht. Aber natürlich erscheinen nie ganz alle Passagiere. das ist normal, bei allen Fluglinien. Dafür gibt es solche auf Stand-by, die auf leere Plätze warten. Soweit so gut. Bloss bei U1670 war das ganze leicht chaotisch. Im Flieger wurden Leute umgesetzt, bevor das Boarding abgeschlossen war. Die Gate-Agents wurden nicht informiert. Bald tauchten diese auf, um sich ein Bild zu machen, welche Plätze noch frei waren. Es waren natürlich nicht diejenigen, die sie meinten. Am Ende kam es, wies es kommen musste. Es war eine Person zu viel an Bord. Stress pur, denn der Slot für den Start drohte verloren zugehen. Das Problem liess sich dann einfach lösen. Ein United Ground Staff Mitarbeiter hatte sein Kind auf den Flug gebracht und das blieb nun mit dem Vater in Kalifornien. 
Die Stewardess in der Business war gewöhnungsbedürftig. Sie drückte während der Startvorbereitungen und der Fahrt zum Start in jeder freien Sekunde wie verrückt auf ihrem Smartphone rum. Das unterbrach sie nur, um jemanden zusammenzustauchen, der während des Rollens die Toilette aufsuchen wollte. Für den Start schnallte sie sich erst an als der Pilot die Triebwerke bereits voll beschleunigte und die Maschine schon beinahe Entscheidgeschwindigkeit erreicht hatte. Der Start verlief problemlos. Der Steigflug war ausgesprochen sanft. Trotzdem, das Anschnallzeichen wollte und wolle nicht ausgehen. Die Passagiere wurden langsam unruhig. Wer es wagte, aufzustehen, wurde angepfiffen, wenn nötig über das Kom-System. Schliesslich erloschen die Zeichen und der Service begann. An diesem war nichts auszusetzen. Das Essen war ok. Einzig das berühmte United-Eis war steinhart gefrohren. Schliesslich wurden die Tabletts abgeräumt. Die Kabinencrew zog sich samt Smartphones in die Galley zurück.
Die Boeing 737 setzte ihren Weg über die Weiten des Pazifik in Richtung Honolulu fort. Etwa in der Mitte des Fluges, dann ein bemerkenswerter Vorfall. Unsere Stewardess blockierte mit einem Trolley den Gang zwischen Fluggastraum und Bordküche. Sie stellte ihn einfach quer. Danach stütze sie sich mit den Ellbogen lässig auf das metallene Gefährt. Wer sich näherte wurde zusammengestaucht. Der Grund für diese Aktion war folgender. Die Cockpit-Besatzung suchte nacheinander die Toilette auf. Bei der Gangblockade handelte es sich offenbar um eine besondere Sicherheitsmassnahme. Ich fliege ja nun bei weitem nicht zum ersten Mal. Aber so was habe ich noch nie gesehen, nicht bei Swiss, Lufthansa oder Austrian, auch nicht bei Air Canada, Hawaiian oder - bis gestern - United. Die Cockpitbesatzung liess sich Zeit. Es wurde rum geschwatzt. Die Stewardess aus der Eco gesellte sich zum gemütlichen Plausch unter Kollegen hinzu. Nach einer gefühlten Viertelstunde wurde die Blockade wieder abgebaut. Die Besatzung beendete ihre Pause und war wieder für die Smartphone und Passagiere da. Die ganze Sache wiederholte sich eine gute halbe Stunde vor der Landung noch mal für fünf Minuten. Der Captain hatte wohl eine schwache Blase. 

Beim Verlassen der Reiseflughöhe gerieten wir während fünf Minuten in recht heftige Turbulenzen. Die 737 wurde richtig durchgeschüttelt. Danach wurde es wieder ruhig und wir landeten pünktlich um 22 Uhr in Honolulu. Kaum ausgestiegen, stand ich schon draussen an der herrlich warmen, leicht feuchten Luft Oahu‘s. Das Gepäck kam recht schnell. Zu Fuss ging ich in mein Hotel. Der 10-minütige Spaziergang war eine Wohltat. Der Urlaub kann beginnen.

LX 38 von Zürich nach San Francisco

Wer weiss, was ein „Grosskreis“ ist? Ein Grosskreis ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei
Voel Platz undein grosser Bildschirm
Punkten auf der Erde. Öffnet man einen Atlas, so entsteht der Eindruck, der kürzeste Weg von Zürich nach San Francisco würde mehr oder weniger über New York führen. Doch weit gefehlt, die Sache ist komplizierter. Wie wir alle wissen, ist die Erde annähernd eine Kugel, ein dreidimensionales Gebilde also. Eine Karte ist aber ein zweidimensionales Gebilde. Nun lässt sich etwas Dreidimensionales nicht ohne weiteres in etwas Zweidimensionales umwandeln. Welche Methode wir auch immer wählen, sie führt zu Verzerrungen. Moderne Karten basieren meist auf der Mercator-Projektion oder einem ähnlichen Verfahren. Dies hat zur Folge, dass eine Fläche auf der Karte immer grösser wird, je weiter sie vom Äquator entfernt ist.
Im Aufstieg über Basel
So kommt es, dass wir nach dem Blick auf die Landkarte meinen, Grönland sei so gross wie Australien. Auch Europa scheint im Vergleich zu Afrika um ein vielfaches grösser als es in Wirklichkeit ist. Der vielen Zeilen kurzer Sinn. Die kürzeste Route von Zürich nach San Francisco führt irgendwo über Südgrönland. Nun ist die Distanz nur ein Parameter, wenn es darum geht, die Flugroute festzulegen. Ebenso wichtig sind die vorherrschenden Winde. Auf der Nordhalbkugel wehen die Winde meist  von West nach Ost. Das trifft insbesondere auf die Winde in der Höhe zu, in der Verkehrsflugzeuge fliegen. Bei einem Flug von Europa nach Nordamerika heisst dies, dass die Flugzeuge meist gegen den Wind fliegen müssen. Der schnellste Weg ist also derjenige, der Distanz und Windgeschwindigkeit optimal kombiniert. Für den Flug von Zürich nach San Francisco heisst das Folgendes. Je nach den Windverhältnissen kann die Route weit nördlich von Island über Zentralgrönland und den Norden von Baffin Island verlaufen. Sie kann aber auch deutlich südlich von Island über Südgrönland und den Süden von Baffin Island führen. Im ersten Fall tauchte Flug LX 38 Ende November in die Polarnacht ein, im zweiten Fall nicht. Heute flogen wir auf der Südroute. 

Es war mein erster Flug mit einer Boeing 777 der Swiss. Die First überzeugt. Die Sitze können mit mobilen Seitenwänden in kleine Abteile unterteilt werden. So ist viel Privatsphäre garantiert. First Class mit Swiss ist immer ein kulinarisches Highlight, insbesondere dann, wenn die Reise in Zürich beginnt. Ende November gibt es bei Swiss jeweils Trüffel-Wochen. Auf der Speisekarte 
Getrüffeltes Carpaccio
stehen dann Gerichte mit weissem Alba-Trüffel. Apropos Speisekarte: Ich bin die letzten beiden Jahre im
 November mit Lufthansa in die USA geflogen. Die Speisekarte war, zumindest was die Hauptgänge betraf, jeweils identisch. Das zeugt nicht gerade von einem hohen Standard. Ganz anders Swiss, sie setzt auf regionale Spezialitäten. Alle paar Monate steht ein anderer Kanton Pate für das Menü. Aktuell ist es der Kanton Nidwalden. Auf der Speisekarte finden sich dann Gerichte, die von einem Spitzenkoch aus diesem Kanton kreiert wurde. Der Käse stammt
Ausgezeichnetes Kalbsfilet
ebenfalls aus dem betreffenden Kanton. Auch die Weinkarte enthält dann Weine von dort. Nun ja, meistens, gibt es in einem Kanton kaum Weinbau, was in Nidwalden der Fall ist, so kommt ein Nachbarkanton zum Zug. Im Fall von Nidwalden ist dies der Kanton Luzern. Auf der Karte stehen
Sauternes zum Dessert
zwei Produkte der Weinmanufaktur Brunner. Ein ausgezeichneter Müller-Thurgau und ein ganz passabler Pinot-Merlot. Letzterer war mir aber für den Hauptgang zu wenig gehaltvoll. Zum ausgezeichneten Kalbsfilet mit schwarzen Trüffeln passte der schwere spanische Alaya Tierra wesentlich besser. Das Essen war wie üblich hervorragend. Highlight nebst dem Kalbsfilet war klar das Carpaccio mit weissen Trüffel. Wobei, die Sache mit den Trüffeln kann auch ins Absurde getrieben werden. Schokolade-Trüffel-Eis ist zwar nett, aber sicher kein kulinarisches Highlight. Nach dem Essen, inzwischen lag Island nordöstlich hinter uns, schloss ich die Wände meines
Südwest Grönland
Sessels und verbrachte die nächsten Stunden in angenehmer Abgeschiedenheit. 


Währenddessen kämpfte die 777 gegen denn starken Jetstream an. Die Geschwindigkeit sank unter 900 km/h und es waren leichte Turbulenzen zu spüren. Die nächsten drei Stunden versuchte ich etwas zu
Niedwaldener Apfelkuchen
schlafen. Es war aber
 eher ein Dösen. Über der Hudson Bay kurz vor Churchill stellte ich den Sitz wieder in die äusserst bequeme Sesselposition. Bis San Francisco waren es noch gut 3000 km, vier Stunden Flug. Irgendeinmal über der Südostecke Albertas begann der zweite Service. Es gab u.a. einen wunderbar zarten Rindsschmorbraten und zum Dessert einen Nidwaldener Apfelkuchen mit einer wunderbaren Vanillesauce. Kurz nach vier setzte die 777 auf kalifornischen Boden auf. 

Im Anflug auf SFO
Aus dem Flieger ausgestiegen stellte ich fest, dass der Flughafen praktisch menschenleer war. Bei der Einreise waren mehr Mitarbeitende des Flughafens und der Sicherheitsbehörde vor Ort als Reisende. Das Gepäck kam schnell. Beim Zoll konnte man durchlaufen. Beim Wiederaufgeben des Gepäcks stritten sich die beiden Mitarbeitenden beinahe darum, wer meine beiden Koffer aufs Band legen konnte. Eine Schlange an der Sicherheitskontrolle? Heute Fehlanzeige. Ich war allein. Immerhin, eine kleine Verzögerung gab es. Der Bordkartenleser weigerte sich, meine mobile Bordkarte zu erkennen. Das sei ein bekanntes Problem mit Swiss, wurde mir beschieden. Ich müsse beim Check-In einen papierenen Boardingpass holen. Heute war auch das kein Problem. Es waren mehrere Schalter offen, nirgendwo stand jemand an. Ich konnte auswählen. Ich passierte die Kontrolle dann in einer neuen Rekordzeit für Mainland USA. Was war los? Nun, ich vermute mal stark, das hatte mit Thanksgiving zu tun. Den verbringen die Amerikaner mit der Familie oder mit Freunden. Am Abend reist kaum einer, deshalb der beinahe menschenleere Flughafen. Weniger als 30 Minuten nachdem ich LX 38 verlassen hatte stand ich am Gate 61 wo eine knappe Stunde später UA 1670 geboardet wird.

Donnerstag, 22. November 2018

First Class am Flughafen Zürich

Wer mich ein bisschen kennt, weiss dass ich Gefallen an First Class Flügen gefunden habe. Wer weiss wie, kann solche Flüge zu ganz passablen Preisen buchen. Wobei passabel natürlich ein dehnbarer Begriff ist. First Class in der Luft, das bedeutet viel Platz, ausgezeichnetes Essen und hervorragende Getränke. Aber was heisst First Class am Boden? Um das aufzuzeigen, begleiten wir zwei fiktive Personen, „C“ und „J“, auf ihrem Weg vom Flughafen Bahnhof Zürich bis an Bord von Swiss 38 nach San Francisco. C ist nich so ganz fiktiv und fliegt First, J fliegt Economy. C und J verlassen am Flughafenbahnhof den Zug. Sie fahren beide mit der Rolltreppe nach oben. Sie gehen beide in Mitten der Menschenmasse zum Check-In 1. Hier trennen sich ihre Wege. J geht nach links, in den Eco-Bereich. Hier checkt J an einer Maschine ein. Danach steht J in der Schlange und wartet bis das Gepäck abgegeben und die Bordkarte in Empfang genommen werden kann. C geht nach rechts. Dort ist ein eigener Check-In Bereich für die First Class. Er kommt sofort an die Reihe und wird freundlich begrüsst. Das Gepäck wird ihm abgenommen und er erhält die Bordkarte. Ein letztes Mal vor dem Boarding kreuzen sich die Wege von C und J. Theoretisch ist das zumindest der Fall, denn C ist schon lange eingecheckt während J noch in der Schlange steht. J geht nun zur Sicherheitskontrolle. Der Boardingpass wird rasch selbst gescannt, schon öffnet sich der Zugang zur Sicherheitskontrolle. Wieder heisst es anstehen und warten. Das Personal an der Kontrolle ist oft gestresst. Es ist bestenfalls geschäftig, selten freundlich. Endlich ist die Kontrolle überstanden. J wird in den riesigen Duty-free-Bereich entlassen. C ist inzwischen zur Swiss First Lounge gegangen. Die ist etwa 30 Meter hinter dem Check-in über eine Rolltreppe erreichbar. Am Empfang wird der Boardingpass gescannt. Dann wird der Zeitpunkt für den Transport von der Lounge im Terminal A zur Lounge im Terminal E festgelegt. Dann gehts auch hier zur Sicherheitskontrolle. Hier findet sich keine Spur von Hektik oder Stress. C wird freundlich begrüsst. Die Kontrolle ist im Nu vorbei und C taucht in die Blase der First Class Lounge ein. Er hat sich entschieden, rasch zum Terminal E gebracht zu werden. Er wartet in einem bequemen Sessel auf den Fahrer. Mit dem Fahrstuhl gehts hinunter auf die Pistenebene. An einem separaten Schalter erfolgt die Passkontrolle. Danach wird C in einem schwarzen Mercedes Kleinbus mit grosszügigen  Ledersitzen zum Terminal E chauffiert. Der Fahrer begleitet ihn zum Fahrstuhl, der direkt zur E-Lounge fährt. 
Auch J will so rasch wie möglich in den Terminal E. Vom Duty-free-Bereich gehts in Richtung Rolltreppe und Metro. Zuerst muss aber die Passkontrolle durchlaufen werden. Wieder heisst es anstehen. Mit der langen Rolltreppe fährt J dann runter in die Metro Station. Der Zug kommt rasch. Mit vielen andern quetscht sich J in die Bahn. Auf der kurzen Fahrt zum Terminal E erfolgt die übliche Beschallung mit Glockengebimmel und Kuhgemuhe. Über die Rolltreppe gehts hoch in den Terminal E. Der ist gegen Mittag ziemlich voll, die Flüge nach Nordamerika stehen an. J hat ist hungrig. An einem Imbissstand wird rasch ein Sandwich und eine Cola gekauft. Zum Essen lässt sich J in einen Reihen-Schalensitz irgendwo im Terminal nieder. 
Essen in der Swiss First Lounge Terminal E
C sitzt inzwischen in einem grosszügigen Restaurantbereich in der Lounge. Er nippt an einem Glas Rose-Champagner. Gleich wird ihm ein exzellentes Hirsch-Carpaccio vorgesetzt. Es folgt ein ebenso hochklassiges Risotto mit Black Tiger Crevetten. Danach zieht sich C in eine kleine Sitzecke mit zwei bequemen Ledersessel und einem ebenso bequemen Sofa zurück. Er hat den ganzen Bereich für sich allein. Er lässt sich Kaffee bringen und holt sich vom kleinen Dessertbuffet eine Zimtschnecke und ein Stück Limepie. Entspannt wartet er auf das Boarding. Zwischendurch fordern Kaffee und Champagner ihren Tribut. C sucht die grosszügige Toilettenanlage auf. Hier gibt es keine industriell gefertigte Seife, sondern edle Markenseife. Zum Trocknen der Hände stehen kleine flauschige Stofftücher zur Verfügung. Auch J musste inzwischen die Toilette aufsuchen. Diese ist sauber, funktional eingerichtet und stark frequentiert. Die Hände werden mit irgendeiner Flüssigseife gewaschen. Zum Trocknen steht eines dieser Gebläse zur Verfügung. J kauft sich am Imbissstand einen Becher Kaffee und lässt sich wieder auf einem Reihen-Schalensitz nieder. Immer mehr Passagiere kommen zum Gate. Links und rechts nehmen Leute Platz. Die Zeit schleicht dahin, wenn doch bloss endlich Boarding wäre. Oben in der Lounge verging die Zeit schnell. Hätte C gewollt, hätte er auch duschen können. Ja, er hätte sogar ein Hotelzimmer beziehen und etwas schlafen können. All das ist im Preis mit inbegriffen. Fünf Minuten vor der Boardingzeit schlendert C zum Fahrstuhl und fährt hinunter in den geschäftigen Abflugbereich des Terminals E. Hier treffen sich die beiden wieder. Ihr Weg ist nun wieder derselbe. Durch die Pre-Boardingkontrolle der US-Einwanderungskontrolle geht es zum Boarding. Doch einen Unterscheid gibt es. C hat eine eigene Reihe für die Kontrolle, ist also schneller durch als J. Und er darf auch vor J an Bord. Während J noch den Platz hinten in der Holzklasse sucht, sitzt C schon lange in seinem grosszügigen Sessel vorne in der First und nippt an einem Glas Laurent-Perrier Grand Siècle, aber das ist eine andere Geschichte.

Einleitung und Hinweise für die Leser

„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen,“ oder er kann schreiben. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Wer schreibt, kann Dinge zeitnah festhalten. Sie sind dann meist näher an der Realität als es Erzählungen wären. Wobei ich mich nicht nur auf Erlebnisse und Beobachtungen beschränken werde. Wer mich kennt, weiss, dass ich zuweilen abgleite, in die Geschichte, in die Geologie oder in das was mir gerade durch den Kopf geht. Nun, ein Text ist immer auch eine Herausforderung für den Leser. Von einem Text kann er sich nicht einfach berieseln lassen, wie von einer Erzählung oder einem Film. Er muss sich aktiv darauf einlassen, muss Zeit aufwenden; ja für viele ist es ein bisschen wie Schule. Das schreckt ab. Es schreckt besonders dann ab, wenn der Text langfädig ist. Auch komplexe Schachtelsätze sind nicht eben leserfreundlich. Ich werde versuchen, sie zu vermeiden.
Wer schreibt, muss sich Rechenschaft darüber ablegen, für wen er schreibt. Wer ist das Publikum? An wenn wendet sich der Autor? Nun, ich habe mir als Zielpublikum meine beiden Patenkinder und die Junioren A des SHC Belpa ausgesucht. Das ist keine einfache Gruppe. Lange nicht alle im Alter zwischen 12 und 18 lesen gerne. Aber natürlich soll der Bericht auch für den Leser interessant sein, der gerne Reiseberichte liest. 

Aber genug der Vorrede, steigen wir ein in meinen vierten Hawaii-Urlaub.