Die US-Fluglinie United Airlines hat nicht den besten Ruf. Da werden schon mal Passagiere mit Gewalt aus dem Flugzeug geschmissen und die Freundlichkeit des Personals lasse auch zu wünschen übrig. Nun, bisher hatte ich mit United, von ein paar Verspätungen abgesehen, keine Probleme. Der Flug von San Francisco nach Honolulu war pünktlich. Doch was die Crew, oder Teile davon, boten, ist durchaus nicht geeignet, den Ruf von United zu verbessern. Es begann beim Boarden. Der Flug war ausgebucht. Aber natürlich erscheinen nie ganz alle Passagiere. das ist normal, bei allen Fluglinien. Dafür gibt es solche auf Stand-by, die auf leere Plätze warten. Soweit so gut. Bloss bei U1670 war das ganze leicht chaotisch. Im Flieger wurden Leute umgesetzt, bevor das Boarding abgeschlossen war. Die Gate-Agents wurden nicht informiert. Bald tauchten diese auf, um sich ein Bild zu machen, welche Plätze noch frei waren. Es waren natürlich nicht diejenigen, die sie meinten. Am Ende kam es, wies es kommen musste. Es war eine Person zu viel an Bord. Stress pur, denn der Slot für den Start drohte verloren zugehen. Das Problem liess sich dann einfach lösen. Ein United Ground Staff Mitarbeiter hatte sein Kind auf den Flug gebracht und das blieb nun mit dem Vater in Kalifornien.
Die Stewardess in der Business war gewöhnungsbedürftig. Sie drückte während der Startvorbereitungen und der Fahrt zum Start in jeder freien Sekunde wie verrückt auf ihrem Smartphone rum. Das unterbrach sie nur, um jemanden zusammenzustauchen, der während des Rollens die Toilette aufsuchen wollte. Für den Start schnallte sie sich erst an als der Pilot die Triebwerke bereits voll beschleunigte und die Maschine schon beinahe Entscheidgeschwindigkeit erreicht hatte. Der Start verlief problemlos. Der Steigflug war ausgesprochen sanft. Trotzdem, das Anschnallzeichen wollte und wolle nicht ausgehen. Die Passagiere wurden langsam unruhig. Wer es wagte, aufzustehen, wurde angepfiffen, wenn nötig über das Kom-System. Schliesslich erloschen die Zeichen und der Service begann. An diesem war nichts auszusetzen. Das Essen war ok. Einzig das berühmte United-Eis war steinhart gefrohren. Schliesslich wurden die Tabletts abgeräumt. Die Kabinencrew zog sich samt Smartphones in die Galley zurück.
Die Boeing 737 setzte ihren Weg über die Weiten des Pazifik in Richtung Honolulu fort. Etwa in der Mitte des Fluges, dann ein bemerkenswerter Vorfall. Unsere Stewardess blockierte mit einem Trolley den Gang zwischen Fluggastraum und Bordküche. Sie stellte ihn einfach quer. Danach stütze sie sich mit den Ellbogen lässig auf das metallene Gefährt. Wer sich näherte wurde zusammengestaucht. Der Grund für diese Aktion war folgender. Die Cockpit-Besatzung suchte nacheinander die Toilette auf. Bei der Gangblockade handelte es sich offenbar um eine besondere Sicherheitsmassnahme. Ich fliege ja nun bei weitem nicht zum ersten Mal. Aber so was habe ich noch nie gesehen, nicht bei Swiss, Lufthansa oder Austrian, auch nicht bei Air Canada, Hawaiian oder - bis gestern - United. Die Cockpitbesatzung liess sich Zeit. Es wurde rum geschwatzt. Die Stewardess aus der Eco gesellte sich zum gemütlichen Plausch unter Kollegen hinzu. Nach einer gefühlten Viertelstunde wurde die Blockade wieder abgebaut. Die Besatzung beendete ihre Pause und war wieder für die Smartphone und Passagiere da. Die ganze Sache wiederholte sich eine gute halbe Stunde vor der Landung noch mal für fünf Minuten. Der Captain hatte wohl eine schwache Blase.
Beim Verlassen der Reiseflughöhe gerieten wir während fünf Minuten in recht heftige Turbulenzen. Die 737 wurde richtig durchgeschüttelt. Danach wurde es wieder ruhig und wir landeten pünktlich um 22 Uhr in Honolulu. Kaum ausgestiegen, stand ich schon draussen an der herrlich warmen, leicht feuchten Luft Oahu‘s. Das Gepäck kam recht schnell. Zu Fuss ging ich in mein Hotel. Der 10-minütige Spaziergang war eine Wohltat. Der Urlaub kann beginnen.
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