Wer weiss, was ein „Grosskreis“ ist? Ein Grosskreis ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei
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Voel Platz undein grosser Bildschirm |
Punkten auf der Erde. Öffnet man einen Atlas, so entsteht der Eindruck, der kürzeste Weg von Zürich nach San Francisco würde mehr oder weniger über New York führen. Doch weit gefehlt, die Sache ist komplizierter. Wie wir alle wissen, ist die Erde annähernd eine Kugel, ein dreidimensionales Gebilde also. Eine Karte ist aber ein zweidimensionales Gebilde. Nun lässt sich etwas Dreidimensionales nicht ohne weiteres in etwas Zweidimensionales umwandeln. Welche Methode wir auch immer wählen, sie führt zu Verzerrungen. Moderne Karten basieren meist auf der Mercator-Projektion oder einem ähnlichen Verfahren. Dies hat zur Folge, dass eine Fläche auf der Karte immer grösser wird, je weiter sie vom Äquator entfernt ist.
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Im Aufstieg über Basel |
So kommt es, dass wir nach dem Blick auf die Landkarte meinen, Grönland sei so gross wie Australien. Auch Europa scheint im Vergleich zu Afrika um ein vielfaches grösser als es in Wirklichkeit ist. Der vielen Zeilen kurzer Sinn. Die kürzeste Route von Zürich nach San Francisco führt irgendwo über Südgrönland. Nun ist die Distanz nur ein Parameter, wenn es darum geht, die Flugroute festzulegen. Ebenso wichtig sind die vorherrschenden Winde. Auf der Nordhalbkugel wehen die Winde meist von West nach Ost. Das trifft insbesondere auf die Winde in der Höhe zu, in der Verkehrsflugzeuge fliegen. Bei einem Flug von Europa nach Nordamerika heisst dies, dass die Flugzeuge meist gegen den Wind fliegen müssen. Der schnellste Weg ist also derjenige, der Distanz und Windgeschwindigkeit optimal kombiniert. Für den Flug von Zürich nach San Francisco heisst das Folgendes. Je nach den Windverhältnissen kann die Route weit nördlich von Island über Zentralgrönland und den Norden von Baffin Island verlaufen. Sie kann aber auch deutlich südlich von Island über Südgrönland und den Süden von Baffin Island führen. Im ersten Fall tauchte Flug LX 38 Ende November in die Polarnacht ein, im zweiten Fall nicht. Heute flogen wir auf der Südroute.
Es war mein erster Flug mit einer Boeing 777 der Swiss. Die First überzeugt. Die Sitze können mit mobilen Seitenwänden in kleine Abteile unterteilt werden. So ist viel Privatsphäre garantiert. First Class mit Swiss ist immer ein kulinarisches Highlight, insbesondere dann, wenn die Reise in Zürich beginnt. Ende November gibt es bei Swiss jeweils Trüffel-Wochen. Auf der Speisekarte
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Getrüffeltes Carpaccio |
stehen dann Gerichte mit weissem Alba-Trüffel. Apropos Speisekarte: Ich bin die letzten beiden Jahre im November mit Lufthansa in die USA geflogen. Die Speisekarte war, zumindest was die Hauptgänge betraf, jeweils identisch. Das zeugt nicht gerade von einem hohen Standard. Ganz anders Swiss, sie setzt auf regionale Spezialitäten. Alle paar Monate steht ein anderer Kanton Pate für das Menü. Aktuell ist es der Kanton Nidwalden. Auf der Speisekarte finden sich dann Gerichte, die von einem Spitzenkoch aus diesem Kanton kreiert wurde. Der Käse stammt
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Ausgezeichnetes Kalbsfilet |
ebenfalls aus dem betreffenden Kanton. Auch die Weinkarte enthält dann Weine von dort. Nun ja, meistens, gibt es in einem Kanton kaum Weinbau, was in Nidwalden der Fall ist, so kommt ein Nachbarkanton zum Zug. Im Fall von Nidwalden ist dies der Kanton Luzern. Auf der Karte stehen
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Sauternes zum Dessert |
zwei Produkte der Weinmanufaktur Brunner. Ein ausgezeichneter Müller-Thurgau und ein ganz passabler Pinot-Merlot. Letzterer war mir aber für den Hauptgang zu wenig gehaltvoll. Zum ausgezeichneten Kalbsfilet mit schwarzen Trüffeln passte der schwere spanische Alaya Tierra wesentlich besser. Das Essen war wie üblich hervorragend. Highlight nebst dem Kalbsfilet war klar das Carpaccio mit weissen Trüffel. Wobei, die Sache mit den Trüffeln kann auch ins Absurde getrieben werden. Schokolade-Trüffel-Eis ist zwar nett, aber sicher kein kulinarisches Highlight. Nach dem Essen, inzwischen lag Island nordöstlich hinter uns, schloss ich die Wände meines
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Südwest Grönland |
Sessels und verbrachte die nächsten Stunden in angenehmer Abgeschiedenheit.
Währenddessen kämpfte die 777 gegen denn starken Jetstream an. Die Geschwindigkeit sank unter 900 km/h und es waren leichte Turbulenzen zu spüren. Die nächsten drei Stunden versuchte ich etwas zu
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Niedwaldener Apfelkuchen |
schlafen. Es war aber eher ein Dösen. Über der Hudson Bay kurz vor Churchill stellte ich den Sitz wieder in die äusserst bequeme Sesselposition. Bis San Francisco waren es noch gut 3000 km, vier Stunden Flug. Irgendeinmal über der Südostecke Albertas begann der zweite Service. Es gab u.a. einen wunderbar zarten Rindsschmorbraten und zum Dessert einen Nidwaldener Apfelkuchen mit einer wunderbaren Vanillesauce. Kurz nach vier setzte die 777 auf kalifornischen Boden auf.
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Im Anflug auf SFO |
Aus dem Flieger ausgestiegen stellte ich fest, dass der Flughafen praktisch menschenleer war. Bei der Einreise waren mehr Mitarbeitende des Flughafens und der Sicherheitsbehörde vor Ort als Reisende. Das Gepäck kam schnell. Beim Zoll konnte man durchlaufen. Beim Wiederaufgeben des Gepäcks stritten sich die beiden Mitarbeitenden beinahe darum, wer meine beiden Koffer aufs Band legen konnte. Eine Schlange an der Sicherheitskontrolle? Heute Fehlanzeige. Ich war allein. Immerhin, eine kleine Verzögerung gab es. Der Bordkartenleser weigerte sich, meine mobile Bordkarte zu erkennen. Das sei ein bekanntes Problem mit Swiss, wurde mir beschieden. Ich müsse beim Check-In einen papierenen Boardingpass holen. Heute war auch das kein Problem. Es waren mehrere Schalter offen, nirgendwo stand jemand an. Ich konnte auswählen. Ich passierte die Kontrolle dann in einer neuen Rekordzeit für Mainland USA. Was war los? Nun, ich vermute mal stark, das hatte mit Thanksgiving zu tun. Den verbringen die Amerikaner mit der Familie oder mit Freunden. Am Abend reist kaum einer, deshalb der beinahe menschenleere Flughafen. Weniger als 30 Minuten nachdem ich LX 38 verlassen hatte stand ich am Gate 61 wo eine knappe Stunde später UA 1670 geboardet wird.
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